ein Gastbeitrag von Lukas Brexler:
unterwegs mit dem Dynafit Seven Summits Ski und Dynafit Speed Turn 2.0 Skibindung
„Ich muss schon wieder eine kurze
Pause machen“, schoss es mir während des Hüttenzustiegs mehrfach
durch den Kopf. Aber wir sind ja auch ziemlich bekloppte Westfalen:
Morgens um 03.15 Uhr ging der Wecker, und um 4 Uhr hatten wir uns
schon am Basislager von Kumpel
Bernd
getroffen. Nach einer zügigen Fahrt durch halb Deutschland schlugen
wir Punkt 10 Uhr zu einem Meet&Greet bei
ulligunde
in Kempten auf. Tja, und bis wir dann in Vent waren ist es ganz
schnell mal 16 Uhr gewesen, ein langer Tag also. Und der
Hüttenaufstieg eben auch noch bevor.
„Einfach dem Fahrweg folgen!“, so
die Beschreibung. Dieser zog sich aber eine gefühlte Ewigkeit, und
nach fast vier Stunden kamen wir ziemlich platt von der Anreise und
dem Zustieg auf 2501m an. Die Wirtsleute der Martin-Busch-Hütte
hatten ein Einsehen und wir bekamen sogar noch etwas zu essen zu
dieser vorgerückten Stunde. Hatten wir uns überschätzt? Eher
nicht, da sowohl Bernd und ich Hochtouren in den Bergen gewöhnt
sind. Ich glaube, uns hat die Anreise einfach ein wenig geschlaucht.
Daher ging es nach dem hervorragenden Essen auch direkt mal uns Bett.
Am nächsten Morgen hatten wir uns
entschieden: Heute sollte es vorbei an der Ötzi-Fundstelle auf die
Finailspitze (3514m) gehen! Nicht die einfachste Tour im
Hüttenumfeld, aber wir wollten das gut vorausgesagt Wetter nutzen.
Die Nacht hatten wir beide gut geschlafen, und frisch gestärkt
ging´s ans Werk. Zunächst flach durch den Talgrund in Richtung
Niederjochferner hinauf, zweigten wir auf circa 2800m Höhe nach
Westen weg. Das Wetter war so lala, vom versprochenen Sonnenschein
war noch nicht so viel zu sehen. Naja, mal sehen wie weit wir kommen
würden. Nach kurzer Pause steilte sich die Route ein wenig auf, und
über einen faktisch nur sehr klein existierenden Gletscher
erreichten wir dank GPS die Ötzi-Fundstelle auf 3210m in der Nähe
des Tisenjochs. GPS? Ja, war notwendig, denn: Mittlerweile waren wir
komplett von Nebel eingehüllt, das Wetter hatte leider nicht
gehalten. Nach kurzer Rast entschlossen wir uns trotzdem, im WhiteOut
weiterzugehen, zum einen kannten wir das Gelände durch eine
Tour
in 2012 ein wenig, und zum zweiten wussten wir durchaus mit Karte
und GPS umzugehen. War halt mal was anderes als bei eitel
Sonnenschein! Und siehe da, das Hauslabjoch war gefunden! Eine nicht
triviale Steilstufe später betraten wir den Gletscher auf 3270m und
wunderten uns: Woher die vielen Leute: Aha, die Österreichische
Bergführerausbildung auf dem Weg zur Finailspitze! Und wir
hinterher. Nach dem Skidepot wurde die Luft für uns bergferne
Westfalen schon dünner. Bernd meinte, ihm reichte es und wir
sprachen uns ab: Er stieg schonmal langsam wieder ab, während ich
natürlich den Hals vom Schlechtwetter nicht voll bekam und zum
Gipfel wollte. Gesehen hab ich am höchsten Punkt nix – Spaß
gemacht hat es trotzdem! Und die Abfahrt ging dank der neuen
Dynafit-
Ski tadellos! Störend waren nur die
Sahara-Sand-Einlagerungen im Schnee, die der beständige Wind
gebildet hat.
Für den nächsten Tourentag war das
Wetter noch immer beständig angesagt. Wir wollten es nach der
Anstrengung der vergangenen Tage (die Finailspitze hat ohne
Akklimatisierung doch ganz schön Körner gekostet) etwas ruhiger
angehen lassen und entschieden uns daher für den hüttennahen
Hauslabkogel (3403m). Wieder ging es zunächst in Richtung
Similaunhütte, doch diesmal bogen wir deutlich früher Richtung
Wesen ab, etwa in Höhe des Saybaches auf ca. 2700m. Durch eine
markante, enge Rinne erschloß sich schönstes, abwechslungsreiches
Skitourengelände. Obwohl ostseitig, war der Schnee zu dieser
Tageszeit (ca. 09.00 Uhr) noch nicht so durchweicht, wohl einfach
weil es heute ein paar Grad kälter als gestern war. Über eine
Steilstufe erreichten wir den mäßig steilen Sayferner auf ca.
3050m. Da uns der Gletscher unbekannt war, legten wir das Seil an und
stiegen in großen Bögen hinauf in Richtung Gipfel. Tatsächlich
sahen wir dann kurz unter dem Gipfelsattel eine Spalte aus dem sonst
gut zugeschneiten Eis hervorragen, diese konnte jedoch problemlos
umgangen werden. Nur wenige Meter trennten uns vom Gipfel, als wir
das Skidepot auf ca. 3390m erreichten. Wir waren genau im richtigen
Moment am höchsten Punkt, denn dann verdeckten die Wolken die Sicht
von diesem eigentlich sehr schönen Aussichtsberg. Zum Glück hatten
wir auf der genialen Abfahrt durch butterweichen Firn beste Sicht und
zogen unsere Spuren über den tief verschneiten Gletscher. Die Rinne
weiter unten kurz vor dem Talboden verlange konzentriertes Abfahren,
bevor mit einer Schussfahrt und ein wenig Schieben wieder der
Ausgangspunkt erreicht worden ist.
Als großes Ziel hatten Bernd und ich
vor der Tour die Nordwand der Hinteren Schwärze (3628m) ausgemacht.
Leider war der vergangene Winter sehr schneearm, und genau dieser
Schnee fehlt nun auf den Gletschern, um die Spalten zuzudecken. Von
daher wurde uns seitens der Hüttenwirten von einer Begehung des
Marzellferners bei der angesagten schlechten Sicht abgeraten. Wir
folgten diesem Tipp und entschlossen uns stattdessen für den
Similaun (3606m). Früh am nächsten Morgen schlugen wir den
altbekannten Weg bis auf ca. 2800m ein. Dort hatten wir zwei
Optionen: Kurz und steil durch eine Rinne direkt auf den
Niederjochferner oder flach, aber länger via Similaunhütte in
Richtung Gipfel. Die Rinne lockte, und wir folgten diesem Lockruf,
sparten wir doch einiges an Strecke auf dem Weg zum Similaun. Ganz so
easy war es dann aber doch nicht. Die Rinne hatte gute 38 Grad und
der Schnee war noch relativ hart, sodass man schon sicher seine
Spitzkehren ausführen sollte. Im Anschluss war der schwierigste Part
geschafft und wir zogen immer weiter gipfelwärts über den angenehm
zu gehenden Niederjochferner. Probleme bereitete nur ein wenig die
Sicht. Mal besser, mal gar nicht – so konnte man diese am besten
beschreiben. So liefen wir hinauf zum Skidepot unter dem Westgrat des
Similauns auf ca. 3500m. Plötzlich zeigte sich die Sonne wieder, und
wir konnten ihre wärmenden Sonnenstrahlen beim Materialwechsel für
den Aufstieg über den Gipfelgrat nutzen. Kaum auf dem Grat, machte
es schon wieder zu – und wieder kein Gipfelpanorama. Nun ja, wir
waren ja dran gewöhnt!Dafür konnten
wir die Abfahrt durch perfekt aufgefirntes Gelände dann voll
genießen: Vor allem die eingangs erwähnte Rinne hinunter in den
Talgrund machte viel Spaß in dem butterweichen Firn. Gerade noch
rechtzeitig vor der völligen Durchweichung erreichten wir zufrieden
die Hütte und ein grandioser Tourentag ging zuende.
Lukas hat auch seinen eigenen Blog >>
felsundeis