Mittwoch, 14. Juli 2021

Österreichische Meisterschaft im 24-Stunden Trailrunning

ein Rennbericht von Florian Probst

Hochkönig-Special Edition - Österreichische Meisterschaft im 24-Stunden Trailrunning


Coronabedingt war das Jahr 2020 mehr als eine Herausforderung für alle. Sportveranstaltungen standen so gut wie keine mehr im Kalender und auch sonst war die Stimmung eher gedämpft unter den Läufern. 2021 sollte sich das aber wieder ändern - so wünschte es sich zumindest jeder von uns. Aber die Inzidenz-Werte sanken nur langsam. Was zur Folge hatte, dass es im Frühjahr 2021 erneut zahllose Stornierungen von Laufveranstaltungen hagelte. Wieder mussten sich Läufer und Veranstalter mit Terminverschiebungen abfinden.

Ein wirklich zäher Knochen was Ausdauersport und Wettkampf-Organisation angeht konterte mit eisernem Willen dieser Welle der Stornierungen. Thomas Bosnjak setzte alle Hebel in Bewegung, um in Maria Alm jedem willigen Ultratrail-Läufer das Laktat in die Oberschenkel zu pumpen. Den ursprünglichen Hochkönigman musste Thomas verschieben. Was aber nicht hieß, dass der Saisonstart weniger anstrengend ausfallen sollte. Um die Vorgaben der Regierung einzuhalten, entschloss er sich ein 3-, 6-, 12- und 24-Stundenrennen im Rahmen der Österreichischen Meisterschaft auf die Beine zu stellen. Die Runde, die es dabei zu absolvieren galt, führte auf den Hausberg von Maria Alm - den Natrun. Dabei galt es 440 Höhenmeter und 6,5 Kilometer so oft als möglich abzuspulen. Start und Ziel waren an der Talstation der Natrunbahn, wo sich die Läufer ausgiebig stärken konnten und die Zeitnahme statt fand.

Der Startschuss fiel um 12 Uhr mittags bei strahlendem Sonnenschein und die Horde Verrückter machte sich bestens gelaunt auf den Weg zum Gipfel. Dabei führte der Weg über wurzelige Trails, steile Skipisten und im Slalom durch grasende Kühe. Am Gipfel wartete ein großer, klarer Stausee, der einem die Möglichkeit bot, sich während des Rennens abzukühlen. Die Teilnehmer, Helfer und auch der Veranstalter waren bestens gelaunt, denn es hieß wieder Startnummer umschnallen und losballern. Man spürte es ganz intensiv, was es für jeden Läufer bedeutete sich mit Gleichgesinnten zu messen, denn ein jeder feuerte seine Mitstreiter an und motivierte einander.


Das Rennen nahm seinen Lauf und es zeichnete sich unter den 24h - Läufern eine kleine Gruppe ab, die die Führung übernahm. Ich versuchte in dieser Gruppe mein Tempo zu finden und ließ es ruhig angehen. Bergauf konnte ich dabei ganz gut mithalten und die Umrundung vom See nach den ersten 440 Höhenmetern fühlte sich noch ganz ordentlich an - das sollte sich aber noch gewaltig ändern ;-) Der Abstieg führte Großteils der Aufstiegsroute und so hatte man einen guten Überblick, wie sich die anderen Athleten schlugen. Im Downhill musste ich, wie gewohnt als schlechter Bergabläufer, den ein oder anderen ziehen lassen. So verging Runde für Runde und man lernte immer mehr mit der Strecke umzugehen, um in steilen Anstiegen nicht zu viele Körner zu verschießen. Ein echtes Highlight bei der aufkommenden Monotonie war jedes mal der Zieldurchlauf. Hier warteten die Helfer mit motivierenden Worten, isotonischen Getränken und fester Nahrung.

Als sich die Nacht ankündigte, hieß es “Hirabira” aufsetzen und immer weiter, immer weiter,... Über den Leoganger Steinbergen deutete ein imposantes Wetterleuchten an, was uns demnächst bevorstehen sollte. So hieß es in der ersten Nacht, von Blitz zu Donner zählen und durch drei teilen. Die vorüberziehende Gewitterzelle streifte uns zum Glück nur und das Rennen konnte unbeeindruckt weitergehen. Vorsicht war geboten, denn die Wurzeln und Steine waren vorübergehend glitschig und nass.
Moralisch am schwierigsten fiel mir die Zeit so gegen drei Uhr früh. Nass vom Regen und etwas fröstelnd war es jedes mal schwer, sich im Start-Ziel-Bereich erneut auf die Strecke zu begeben. Ich wusste zu dieser Zeit, dass ich meine Verfolger einmal überrundet hatte. Also wäre es möglich gewesen, sich mal etwas auszuruhen. Aber ich wollte dieses Rennen so gut als möglich als Vorbereitung für kommende Rennen nutzen. Daher gab es keine größeren Pausen und ich konnte meinen Vorsprung auf die Verfolger weiter ausbauen. Nach dem Motivationstief kam mit dem Sonnenaufgang wieder die Lust am Laufen, was jetzt nicht mehr allzu geschmeidig aussah. Bergab fühlte es sich eher an, als würde man einen Klappstuhl den Berg runter werfen. Einer der Helfer, der mir mit Zurufen in den letzten Stunden immer wieder aus der Motivationspatsche half, informierte mich, dass ich die 9000 Höhenmeter-Marke knacken könnte. Das hörte sich doch nach einem Ziel an, dachte ich und versuchte nochmal etwas auf die Tube zu drücken. Nach gut 20 Stunden hört sich das spritziger an, als es in Wirklichkeit war.

 

Aber nach gut 23 Stunden war es soweit und ich hatte mit 9240 Höhenmetern und 136 Kilometern mein Ziel erreicht. Der erste Platz war die Belohnung für die 21 mal rauf und runter laufen. Österreichischer Meister im 24-Stunden Trailrunning wurde ich leider nicht, weil ich kein ÖSTERREICHER bin ;-)

Vielen Dank an das Team von denk-outdoor.de für deren Unterstützung. Die Stirnlampe von Ledlenser und die Regenjacke von Dynafit GTX Shakedry waren Gold wert.

Mit sportlichen Grüßen
euer Flo