Donnerstag, 1. Februar 2024

Tourenski im Test – eine kleine Marktübersicht

ein Testbericht von Chris

Die Suche nach dem besten Allround Tourenski

...gleicht der Suche nach dem heiligen Gral.
Dafür haben wir (David und Chris) uns auf den Weg gemacht ins schöne Zillertal um in Hochfügen die aktuellen und zukünftigen Modelle zu testen. Einen Ski sporadisch mal auszuprobieren wenn es sich ergibt ist gut, aber hat nur eine begrenzte Aussagekraft, da der persönliche Eindruck auch immer von Tagesform, Schneebedingungen, Wetter usw. abhängt. Aus diesem Grund ist die Touring Preview (leider nur für Händler zugänglich) die perfekte Gelegenheit, um einen guten Vergleich anzustellen, da hier nahezu alle Hersteller auf einem Fleck sind und so die Modelle "back-to-back" gefahren werden können. Dieses Jahr unter perfekten Bedingungen mit Neuschnee, zerfahrenen Hängen und ein wenig Piste um den Ski bei verschiedenen Bedingungen fahren zu können.

Gutes Wetter, guter Schnee. So macht der Testtag Spaß.

Was macht einen guten Allrounder aus?

Natürlich wollen wir alle einen Ski der leicht ist, steif ist, einen guten Shape fürs Gelände und ein passendes Maß an Dämpfung hat, angenehm dreht ohne dabie nervös zu werden; also die eierlegende Wollmilchsau. Da diese leider immer noch nicht erfunden wurde, müssen wir irgendwo einen Kompromiss eingehen. Wer Wert auf Abfahrtsperformance legt, muss unweigerlich ein höheres Gewicht in Kauf nehmen, wer einen wendigen Ski will, muss ein nervöseres Fahrgefühl bei höherem Speed in Kauf nehmen und wer vor allem Wert auf das Gewicht legt, muss entweder bei der Form/Breite oder der Konstruktion/Dämpfung Abstriche machen. Genau so einen spezialisierten Kompromiss soll aber ein Allrounder eben nicht eingehen, sondern möglichst gleichmäßig verteilte Fähigkeiten haben.
Ein guter Allround Ski muss keine besondere Stärke haben, dafür hat er aber keine Schwäche. Er ist leicht aber nicht zu leicht, wendig aber nicht nervös und gedämpft aber nicht zu weich. Da gilt es den richtigen Sweet-Spot zu finden.


Zur Einstimmung eine Nacht-Skitour am Abend zuvor.

Die getesteten Ski

Die Unterschiedliche Ausrichtung der Hersteller kann man schon daran gut erkennen, welche Mittelbreite angeboten wird, wenn man nach einem Allround-Tourenski fragt. Diese reicht von 88 (Dynafit Blacklight ) bis 95 mm (Black Crows Camox).
Der Back Crows Camox ist auch unserer Meinung nach die absolute Obergrenze des Segments. Als schwerster und breitester Ski bietet er auch die beste Abfahrtsperformance unter den getesteten Modellen. Er ist aber nicht ganz pflegeleicht zu fahren, verlangt also eine etwas bessere Technik. Wenn man die mitbringt, macht der Ski extrem viel Spaß.
Am anderen Ende des getesteten Spektrums finden wir den Dynafit Blacklight 88, dieser ist sehr leicht aber auch sehr nervös zu fahren und damit eher dem aufstiegsorientierten Segment zuzuordnen. Der Ski funktioniert wunderbar im steilen Gelände und bei kurzen Schwüngen, weniger gut in zerfahrenen Hängen und weiten Schwüngen. Zum Skibergsteigen ist er auf jeden Fall eine Empfehlung wert.
Der schwere Bruder des Blacklight ist der Radical 88, dieser ist nicht nur relativ schwer, sondern auch extrem weich. Das macht den Ski fehlerverzeihend und kraftsparend, damit ist er für Anfänger sehr zu empfehlen. Für bessere Skifahrer ist der Ski nicht gemacht. Wenn man etwas mehr Druck gibt, überträgt der Ski das nicht gut auf den Schnee (auch nicht auf der Piste).
Eine überraschend gute Performance auf der Piste bietet der K2 Wayback, allerdings fährt sich der im Gelände unharmonisch; er ist nicht wendig für kurze Schwünge aber auch nicht stabil bei weiten, und das bei einem relativ hohen Gewicht. Deshalb werdet Ihr den auch nächstes Jahr nicht in unserem Regal finden.
Der Hagan Ultra 89 ist zwar auch auf der leichteren Seite, hat aber relativ zum Gewicht ein sehr ruhiges Abfahrtsgefühl und ist damit gut als leichter Allrounder zu empfehlen. Die Laufruhe ist beim Ultra im Vergleich zur direkten Konkurrenz (Blacklight 88) deutlich besser. Das kommt auch dadurch zustande, dass der Shape des Ultra vom „großen“ Bruder Core89 übernommen wurde.
Dieser ist nicht wirklich größer (dafür gibt es dann die 92er Variante) sondern hat einen anderen Aufbau der deutlich besser dämpft und den Ski angenehmer zu Fahren macht. Während das Gewicht in einem vertretbaren Rahmen bleibt, ist die high end Performance (große Schwünge, hohes Tempo) nur vom Black Crows übertroffen. Gleichzeitig ist der Ski auch noch für technisch nicht ganz so versierte SkifahrerInnen gut zu kontrollieren. Er ist aber dabei nicht ganz so weich wie zB. ein Radical. Auf der Piste hat er den schönsten Kantengriff von allen getesteten Ski.
Der gesuchte Sweet-Spot wird hier unserer Meinung nach am besten getroffen und der Hagan Core Carbon 89 ist unser klarer Testsieger.
Mit dem Core Carbon 92 bzw dem Core 89 Lite gibt es sogar noch leicht angepasste Varianten für mehr Fläche oder höheres (Fahrer)Gewicht beim Core92 bzw. leichtere Fahrer oder weniger sportliche Fahrweise beim Core Lite 89.