Dienstag, 28. Juli 2020

Kletterrucksack im Test - Exped Whiteout 30

ein Testbericht - oder doch eine Homage? - von Johannes

"Oh, der ist aber klein!" Das war das erste was ich dachte, als ich den Exped Whiteout 30 sah. (Und das Zweite war: "Der ist aber weiß!") Er sieht nicht nach einem 30 Liter Rucksack aus. Das liegt an seiner äußerst kompakten Form und dem schlichten Äußeren. Ich glaube auch dass ihn die weiße Farbe kleiner erscheinen lässt.
Wenn du den Kletterrucksack das erste Mal in die Hand nimmst, stellst du fest wie leicht er ist. Also genau das Richtige für so einen Gewichtsfetischisten wie mich ... und perfekt für's Alpine Klettern!


Prinzipiell ist der Whiteout vom schweizer Ausrüstungsspezialiten Exped ja nur ein extrem robuster wasserdichter Sack mit Tragegurten. Das ist ja ganz nett, aber was macht ihn dann zu einem genialen Rucksack? Der Teufel liegt wie immer im Detail: der Sack ist sehr flach geschnitten, sodass der Rucksack und das darin befindliche Gewicht sehr nahe am Rücken anliegt. Dadurch lässt er sich auch noch vollgestopft mit kompletter Kletter- und Biwak-Ausrüstung angenehm tragen. Ja, ich kann's immer noch nicht glauben, aber das geht alles da rein (und zwar inklusive Friends & Keile, Steigeisen & Eispickel sowie Kocher & Schlafsack). Die Schultergurte tragen sich sehr angenehm - selbst für mich, und ich bekomme bei anderen Rucksäcken aufgrund einer "drahtigen Bauweise" oft Druckstellen an den Schlüsselbeinen.


Der Hüftgurt unterstützt beim Tragen, aber natürlich nicht so wie Andere. Ich trage den Hüftgurt übrigens auch beim Klettern. Er sitzt dann oberhalb meines Klettergurts und hält den Rucksack schön nahe am Rücken.


Übrigens: Der Rücken wird beim Zustieg natürlich sehr nass, da dort keinerlei Ventilation stattfindet. Aber das Beste fürs Klettern war schon immer ein zweites trockenes Shirt - bevorzugt aus Merinowolle! Die Jacke kann man super unter den oberen Spanngurt klemmen und bei Bedarf heraus ziehen.


Wenn's dann in die Wand geht (und das Shirt gewechselt wurde) wird aus dem Zustiegsrucksack ein schön kompakter Kletterrucksack, der selbst meiner Freundin genügend Bewegungsfreiheit für den Kopf lässt.
Ich verwende auch oft ein Trinksystem im Rucksack während dem Klettern. Der Schlauch kann nämlich einfach mit dem Rollverschluss mit eingerollt werden und steht so bei geschlossenem Rucksack zur Verfügung.


Im Rucksack gibt es eine RV Innentasche am Rücken für den essentiellen Kleinkram wie Stirnlampe, Feuerzeug und Autoschlüssel und eine große aber flache Außentasche für die Sonnencreme und Verpflegung. Wenns beim Klettern dann windig wird und doch mal eine Jacke aus dem Hauptfach benötigt wird ist das Angenehme am Rollverschluss, dass ein recht hoher Rand stehen bleibt wenn der Rucksack offen ist. Das verhindert, dass die Ausrüstung nicht allzu schnell die Wand herunter fällt wenn darin rum geräumt wird.


Aber eines der besten Eigenschaften ist die unschlagbare Robustheit. Ich habe den Rucksack nun schon durch etliche Kletterrouten in den Alpen gezogen und keinen Gedanken daran verschwendet ob der Rucksack irgendwelchen Felskontakt aushält oder nicht. Er macht alles mit. Er bekommt ein paar Schleif-Spuren, aber keine Beschädigungen. Es gibt einfach nichts an dem Rucksack was kaputt gehen kann. Ich kann mich absolut auf den Rucksack verlassen. Und alles was im Hauptfach drin ist bleibt trocken!


Und nun noch ein paar Gedanken zum simplen Aufbau des Exped Whiteout im Vergleich zu anderen Rucksäcken:
  • Wer braucht denn wirklich ein Helmnetz wenn jeder Kletterhelm einen Kinngurt besitzt mit welchem man ihn befestigen kann?
  • Wer braucht denn wirklich eine Seilhalterung, wenn es viel effizienter ist (weil näher am Körper) das Kletterseil über den Rucksack zu hängen?
  • Wer braucht eine extra Pickelhalterung am Schultergurt wenn Generationen von Bergsteigern ihren Pickel einfach zwischen die Schulterträger geschoben hat?
  • Wer braucht etliche kleine Außentaschen (die alle nur halb voll sind) wenn es ein übersichtliches, helles Hauptfach gibt?
  • Wer braucht ein super belüftetes Rückenteil wenn dadurch die Ausrüstung weiter vom Körper weg hängt und schwerer wird?

Er ist also nicht klein, sondern kompakt!
Er ist nicht voller unnötiger Features, sondern robust!
Er ist nicht schwarz, sondern weiß!



Montag, 13. Juli 2020

Fastest Known Time oder doch Weitwandern

ein Bericht von Florian Probst

Der König-Ludwig-Weg mit 120km und rund 2000Hm


Dass im Jahr 2020 alles Kopf steht, ist nichts Neues mehr. Umsatzeinbußen, Kurzarbeit, Behandlungsverbot, Systemrelevanz und noch tausende andere negativbehaftete Schlagwörter bestimmen unseren Arbeitsalltag. Dass dieses Jahr bisher keine Rennen stattfanden ging in dem ganzen Chaos gänzlich unter. Ist ja nicht so wichtig, dachte ich. Aber es ist eben für jeden Sportler das Salz in der Suppe, sich Ziele zu setzen und  sich darauf vorzubereiten. Außerdem lenkt es von dem Masken- und Desinfektionswahnsinn ab, wenn man völlig unbeschwert und alleine durch die Wälder ballert.

Also, ein Ziel muss her und ein kleiner Formtest. So wie es aussieht, könnten im August wieder Ultratrails in Österreich und Deutschland stattfinden. Das heißt es geht wieder los.

Formtest oder Wahnsinn???

Beim täglichen Training auf dem Weg zur Arbeit nimmt man die ein oder andere Kleinigkeit am Wegesrand schon gar nicht mehr wahr, weil man schon unzählige Male die  Hometrails abgelaufen ist. Wegweiser zum Beispiel spielen im Training überhaupt keine Rolle mehr. Aber irgendwie fiel mir dann doch einmal ein kleines Detail auf den Pfeilen am Wegesrand auf, welches mich ins Grübeln brachte. Ein „K“, welches für den König-Ludwig-Weg steht. Im Internet fand ich schnell verschiedene Wegbeschreibungen, welche den Weitwanderweg von Berg am Starnberger See zum Schloss Neuschwanstein beschreiben. Die Landroute ist diejenige, die einen Läufer eher anspricht, denn mit dem Dampfer über den Ammersee überzusetzen und die Strecke damit zu verkürzen, passt nicht wirklich ins Laufkonzept eines Langstrecklers. Bei der weiteren Internet-Recherche stolperte ich über eine Homepage mit dem Namen „Fastest Known Time“. Hierbei handelt es sich um eine Plattform, die Laufstrecken unterschiedlichster Länge, in allen Herren Ländern aufführt. Dabei kann in jedem beliebigen Land nach Laufstrecken und den dazugehörigen Aspiranten, die diese bereits unter die Sohlen genommen haben, gesucht werden. Als ich als Suchbegriff den König-Ludwig-Weg eintippte, kam auch prompt die Wegbeschreibung und Details wie Distanz und Zeiten, welche bereits durch andere Läufer erzielt wurden. Die aktuelle Bestzeit lag bei 16:35 Stunden und war schon mal eine gute Orientierung, wie lange ich wohl auf den Beinen sein werde. Jetzt musste lediglich noch der GPS-Track auf die Navigations-App geladen werden und der Spaß kann beginnen.

Start am Ammersee


Der Start ist dieses Mal nicht im Startblock, sondern am Ufer des Starnberger Sees direkt an der Stelle, an der der König freiwillig oder unfreiwillig sein jähes Ende fand. Ganz einsam symbolisiert ein Kreuz im See den Todesort und gleichzeitig den Startpunkt des Weitwanderwegs. Um 5 Uhr morgens lief ich also los, um die Strecke von 120 Kilometern bei Helligkeit in Hohenschwangau am Königsschloss zu beenden - so war zumindest das Ziel. Am Ostufer des Sees ging es nach Starnberg, danach in die Maisinger Schlucht und weiter Richtung Andechs. Die Strecke führte größtenteils über Schotterwege und kurze Trails. Im Kloster Andechs lud ein Brunnen zum ersten Flaschenauffüllen ein. Der Weiterweg führte über die Erlinger Höhe nach  Pähl und Raisting. Dabei konnte man schon mal die noch folgende Wegstrecke einsehen. In Raisting meinem Heimatort war es ein Heimspiel für mich: Getränke auffüllen, Müsliriegel einstecken, einen kurzen Espresso schlürfen und weiter ging die Reise. Die Strecke ist identisch mit dem Jakobsweg und so kann man auf dem Weg die ein oder andere Entfernungsangabe nach Santiago bestaunen. Aber fürs erste reicht mir das Schloss Neuschwanstein. Die Strecke hinter Raisting wird etwas hügliger und führt nach vielen kurzen Anstiegen auf den höchsten Punkt der Strecke, dem Hohenpeißenberg. Eine unglaubliche Aussicht und die berühmte Wahlfahrtskirche markieren genau die Hälfte der Strecke. Leider kann ich mich dafür wenig begeistern, weil ich komplett am Ende bin. Ich hatte in der Hitze etwas zu wenig getrunken und musste etwas Körner lassen. Mit Leitungswasser und Brausetabletten versuchte ich den Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Etwas zaghaft nehme ich als nächstes  den kurzen Downhill hinab zur Ammer in Angriff. Was nach einer kurzen Forststraße folgt, ist wahrscheinlich das Highlight der Strecke. Die Ammerschlucht lässt jeden Trailläufer frohlocken – schmale Trails mit kurzen Auf und Ab’s lassen einen durch den Buchenwald hoch über der Ammer rollen, bis einen irgendwann der Weg mitten in Rottenbuch am nächsten Kloster ausspuckt. Hier gibt’s das lang ersehnte Cola und gleich noch einen Spezi hinterher. Die Beine fühlen sich schon ziemlich schwer an nach der Pause, aber ich finde bis Wildsteig wieder etwas den Takt und die verbleibenden Kilometer auf der Uhr purzeln langsam aber stetig. Bis zur Wieskirche ist die Strecke nicht besonders aufregend und so spielt der Kopf hier eine entscheidende Rolle. Immer wieder muss man sich selbst einen Tritt in den Hintern geben, um nicht in den viel gemütlicheren Wanderschritt zu verfallen. Aber nach einer kurzen Stärkung an der Wies‘ geht es über den Brettleweg nach Steingaden. Hier ist die Strecke wirklich wieder ein Schmankerl, denn der folgende Streckenabschnitt führt durch ein Moor über die besagten „Brettle“. Auf der gesamten Strecke trifft man auf Fernwanderer, die mit großen Rucksäcken etwas neidisch auf mein kleines Lauf-Rucksäckchen spechten. Sie legen die Strecke in vier bis fünf Tagen zurück und nutzen die zahlreichen Unterkünfte an den Wahlfahrtsorten zur Rast und Übernachtung. Für mich geht es weiter nach Prem. Hier sollte der letzte kurze Stopp sein, um Wasser aufzufüllen und eine Kleinigkeit zu essen. Doch danach war irgendwie die Luft raus. Immer wieder musste ich gehen oder stehenbleiben, weil mich Krämpfe plagten. Als Tipp würde ich empfehlen, ausreichend Elektrolyt-Tabletten in den Rucksack zu packen, um genau dies zu verhindern. Es waren nur noch rund 25 Kilometer, aber die kamen mir schier unendlich vor. Den Tegelberg an dessen Fuß Neuschwanstein liegt, sieht man von nun ab pausenlos und der kam und kam nicht näher. Spätestens hier war für mich nicht mehr der Weg das Ziel, sondern das Ziel war das Ziel. Aber auch dieser Abschnitt lag irgendwann hinter mir und ich stand am Fuße des kleinen Anstiegs zum Schloss. Die Zeitangabe auf dem Wegweiser ließ mich kurz zusammenzucken. „45 Minuten bis zum Schloss!“ Puh, ich dachte eigentlich, dass es sich nur noch um ein paar Minuten handeln würde… Und so war es letztlich auch, denn in circa 10 Minuten stand ich vor den Mauern des Schlosses. Das Schild mit der ominösen Zeitangabe galt wohl eher für gutbeleibte Urlauber, die sich vor Corona hier tummelten.

Am Ziel: Schloss Neuschwanstein


Trotz des kleinen Einbruchs zum Schluss konnte ich mit 13:27:04 Stunden die Zielzeit von gut 16 Stunden unterbieten.



Falls Du eine kleine Herausforderung direkt vor der Haustür suchst, sind die Weitwanderwege zumindest eine Alternative zu Ultratrail-Veranstaltungen. Dabei liegt die Herausforderung unter anderem in der Versorgung mit Flüssigkeit und Lebensmitteln.

Beispielsweise der Goldsteig im Bayerischen Wald, der Berliner Höhenweg in den Zillertalern oder der Stubaier Höhenweg sind nur drei der zahlreichen Langdistanzen, die wir in Zukunft ablaufen könnten.

Und um vorübergehende Motivationslöcher auf der Strecke zu überbrücken, kann man sich an den schon gelaufenen Zeiten auf fastestknowntime.com orientieren. So, ihr habt bestimmt schon ganz unruhige Beine und vielleicht eine neue Herausforderung;-)


Viel Spaß beim Stöbern, Planen und Laufen wünscht euch euer Flo

Mittwoch, 1. Juli 2020

Wildwasserschwimmweste im Test - Palm Nevis PFD

ein Testbericht von Philipp

Die Palm Nevis Wildwasser Schwimmweste

Zur Saison 2020 hat der Hersteller Palm Equipment einige Schwimmwesten überarbeitet und auch ein neues Modell, für den Einsatz im Wildwasser, auf den Markt gebracht: Die Palm Nevis PFD. Ich als Wildwasserpaddler habe da natürlich gleich die Ohren gespitzt und wollte mir die neue Schwimmweste genauer anschauen. Also habe ich mir eine Nevis aus der ersten Lieferung geschnappt und bin damit die letzten Wochenenden in Lofer, Osttirol und der Soca unterwegs gewesen.

Der erste Eindruck

Bei der Palm Nevis hat man die Auswahl zwischen drei satten Farben und drei Größen. Für mich, 175cm groß/ 72kg schwer/95cm Brustumfang, passt die kleinste Version XS/S erstaunlicherweise immer noch am besten. Die Nevis ist eine Schlupfweste, für den Einstieg muss man sich die Weste also über den Kopf ziehen. Hat man die seitlichen Verstellungen in der maximalen Endposition gelingt das Einsteigen aber relativ geschmeidig. Gleich beim ersten Anlegen fällt auf, dass diese Schwimmweste wirklich sehr bequem sitzt und das vordere, große Schaumpad passt sich dem Oberkörper sehr gut an. Meine Arme kann ich in jede Richtung ohne Einschränkung bewegen. Neu ist auch das Delta-Fit Verstellsystem des Brustgurts, wodurch die Einstellung noch einfacher fällt. In der großen Fronttasche ist viel Platz für die Sicherheitsausrüstung sowie Müsliriegel und der Aufbau erlaubt eine gute Organisation in der Tasche. An kalten Tagen bietet die Brust-Tunneltasche sicherlich einen warmen Ort für die Hände, wenn man sie nicht gerade am Paddel braucht. Positiv finde ich auch, dass an dieser Schwimmweste außen an der Fronttasche eine Halterung für Sicherheitsmesser wie die von NRS angebracht ist. Die Schultergurte sind durchgenäht und somit auch sicher, wenn mich einmal jemand daran aus dem Fluss ziehen müsste.

Die Nevis im Test

Ich selbst bin kein professioneller Paddler, bringe aber doch meist knapp 100 Paddeltage aufs Jahr zusammen und mache regelmäßig Trips wie zum Beispiel nach Chile, Tajikistan oder Norwegen. Deswegen habe ich doch gewisse Ansprüche an meine Schwimmweste und möchte mich auf die Weste verlassen können, wenn man auf irgendeinem Bach mitten im nirgendwo paddelt. Der Komfort beim Paddeln ist einer der größten Pluspunkte bei dieser Schwimmweste. Die Nevis sitzt wirklich wie angegossen, zwickt nirgends und schränkt bei keiner Paddelbewegung bemerkbar ein. Auch ist mir die Nevis nie hochgerutscht während des Paddelns, wie ich es schon bei anderen Schwimmwesten hatte. Um diesen Paddelkomfort genießen zu können, muss man eben beim Anziehen der Weste etwas einbußen. Der Einstieg über den Kopf funktioniert an sich problemlos, ich persönlich finde einen seitlichen Einstieg allerdings deutlich angenehmer - vor allem wenn man sich die Schwimmweste mehrmals am Tag an- und auszieht. Durch die große Fronttasche und die Tunneltasche hat man definitiv genug Platz für Bandschlingen, Karabiner und Seilrollen. Zwar wird die Schwimmweste nach vorne hin dann schon etwas dick, aber das ist wohl bei fast allen Wildwasserwesten so.

Fazit zur neuen Wildwasserschwimmweste von Palm

Wenn du auf der Suche nach einer Wildwasser Schwimmweste mit maximalen Paddelkomfort bist, kann ich dir die Palm Nevis absolut empfehlen. Die Nevis sitzt wirklich super bequem und ist sehr anschmiegsam. Mit einem UVP von 269,95 Euro ist die Schwimmweste nicht gerade preiswert, aber das kann einem der Komfort und die Sicherheit schon wert sein, oder?

+ sehr guter Sitz- und Tragekomfort
+ durchgenähte Schultergurte
+ große Tunneltasche
- etwas aufwendiger Einstieg (Schlupfweste)
- keine Taschen an den Seiten um Equipment zu verteilen

Hier geht´s zum Artikel: Palm Nevis PFD

  • Delta-Fit Verstellsystem
  • erhöhte Bewegungsfreiheit
  • geräumige, unterteilte Fronttasche
  • Messerbefestigung
  • UVP 269,95 €

Montag, 29. Juni 2020

Eine Kehrwasser-Rakete für große Jungs?

ein Testbericht von Robert Büchmann

Der Pyranha Kayaks Ripper in L

Ich war seit ein paar Monaten auf der Suche nach einem Boot, welches mir in erster Linie Spaß & Agilität im Wildwasser bieten, aber zusätzlich Reserven für ein paar anspruchsvollere Bäche in Richtung WW IV haben sollte ... ein klassischer Rivverrunner.
Es sollte also eher ein Trail-Running Schuh, als ein dicker, fester Wanderstiefel werden… Vielleicht kennen manche von euch die Situation, dass ihr im Schuhladen nach einer Größe über 45 fragt und nach viertelstündiger Lager-Inventur, nur ein enttäuschendes „Tut mir leid, könnten wir eventuell bestellen“ zu Hören bekommt. Wer sich jetzt angesprochen fühlt – weiterlesen. ;)

Robert schießt ins Kehrwasser

Fürs Protokoll & die Qual der Wahl

Ich bin 194 cm groß und bringe fast 100 kg auf die Waage. Mit Neosocken oder Füßlingen in Wildwasserschuhen lande ich locker bei Größe 48. Die Auswahl an Freeride Booten wuchs in den letzten Jahren stetig und nach ein paar Stunden auf Youtube und diversen Shopseiten blieben mir drei Favoriten im Kopf: Exo Rexy, Waka Steeze und Pyranha Ripper L.
Tabellenvergleiche der technischen Daten erspare ich euch jetzt. Auf den Punkt gebracht: der Exo Rexy ist, so sexy er auch geshaped ist, für mich leider zu klein, bietet nicht genug Fußraum und grenzwertiges Volumen für schwerere Bäche.
Der Waka Steeze glänzt dagegen mit extrem hochgezogener Bugnase und (auch ohne Aufsatz auf dem Heck) mit viel Volumen, doch ich hatte Sorgen, dass es zu schwer wird, das Boot vertikal zu bekommen.
Mit der Realität konfrontiert, öfter Kehrwässer in Hohenlimburg als im Ötztal anzusteuern, entschied ich mich, nach guter Beratung von Jan und Thomas von denk-outdoor.de für das wahrscheinliche Mittelmaß: Pyranha Ripper in Large.

Der Ripper glänzt mit feinen Detaillösungen und hochwertiger Verarbeitung

Der Ripper im Test

Die Stout 2 Ausstattung und das beiliegende Fitting Set bietet jedem die Möglichkeit das Boot auf seinen Hintern zu fitten. Die Löcher an den Schenkelstützen sind ein wenig unschön ausgeschnitten, was aber beim Paddeln mit dem Pyranha Kayaks Ripper überhaupt nicht stört. Die Sitzhöhe kann man mit der dünnen Schaummatte ändern, die ganz leicht von der Seite reingeschoben werden kann. Mit dem selbstklebenden Schaumstoff kann die Fußstütze eng an die Bootshülle angepasst werden. Dann dürfte kein Fuß mehr dran vorbei rutschen. Platz für den Fuß ist, auch wegen der Kunststoffstütze statt Schaumkeil, reichlich vorhanden. Wenn der Sitz mittig eingestellt ist, habe ich eine sehr ausgeglichene Wasserlinie. Das wäre perfekt für schweres Wildwasser. Für mehr Action auf dem Kanal habe ich den Sitz aktuell leicht nach hinten verstellt. Damit lässt sich der Ripper von Pyranha Kayaks super sportlich übers Heck fahren. Die Länge und der progressive Rocker bieten enormes Sprintpotential bei super Wendigkeit. Wenn man aktiv paddelt, kann man jedes noch so kleine Kehrwasser erwischen. Mit 'nem ordentlichen Boofschlag direkt ins Kehrwasser zu gleiten, macht am meisten Spaß! Er lässt sich sehr gut aufs Heck stellen, aber selbst mit 100 kg muss man dafür arbeiten. Ich denke der Waka Steeze, würde hier am Kanal weniger Spaß machen.

verstellbare Schenkelstützen und Rückengurtverstellung mit Ratschen - Pyranha Stout 2 Sitzanlage

Fitting leicht gemacht - Pyranha Sitzanlage Stout 2 

Mein Fazit zum Pyranha Ripper

Im Gesamtpaket bietet der Ripper Large genau was ich haben wollte. Ich hab eigentlich erwartet, dass das schnittige Heck doch "stressiger" zu paddeln ist. Aber man merkt in den meisten Situationen nicht mal, dass man nen drehfreudigen „Porsche“ am Hintern kleben hat!
Mein Fazit zur Größe: Wenn du über 90 Kilo auf die Waage bringst oder Riesenfüße hast, nimm den Ripper Large! Wenn du 80 Kilo wiegst aber doch Schuhgröße 47 hast, teste ob die Füße reinpassen und hab Spaß damit aufm Bach und natürlich aufm Heck! Ich denke der Large lässt sich bis 110 Kilo sicher im Wildwasser bewegen.

Der Bootstest wurde mit Unterstützung von denk-outdoor.de ermöglicht. Dennoch gibt es hier von uns nur ehrliche Meinungen zu lesen/hören!

Robert stellt den Ripper auf's Heck


Ein paar bewegte Bilder gibt’s hier zu sehen:

Sonntag, 14. Juni 2020

Isomatte im Test - Therm-a-Rest NeoAir Xlite

ein Testbericht von David

Bikepacking ist im Trend. Taschen ans Rad schnallen und damit von A nach B fahren ist dabei doch gar nichts Neues! Die wasserdichten Ortlieb Radtaschen gibt es schon solange ich denken kann und seit Jahrzehnten fahren Abenteurer mit Reiserädern durch, oder sogar um, die ganze Welt. Woher dann der Hype? Bikepacking heute unterscheidet sich in der Grundidee kaum von den Radreisen der Abenteurer. Es geht um Minimalismus.
Für uns ist Bikepacking gelebter Minimalismus >> ab in die Natur, mit minimalem Gepäck >> für eine Übernachtung oder gleich für mehrere Tage. Und bei denk-outdoor.de haben wir alles was du dazu brauchst. Nicht nur die Taschen und Bikes, die du jetzt in jedem Bikeladen findest (die haben wir natürlich auch) - sondern auch die leichte Ausrüstung für dein komplettes Abenteuer. Und mit der neusten Generation an Outdoorausrüstung ist Bikepacking nochmal mehr Spaß!

Für diesen Test bin ich 4 Tage lang über Trails durch den bayerischen Wald gefahren, habe draußen im Freien geschlafen und mich komplett selbst verpflegt. Und das alles mit meinem Enduro Bike mit 160mm Federweg (Ibis Ripmo)! Was alles ich dabei hatte gibt es bald in einem anderen Blogbeitrag zu lesen. Hier geht es um meine Isomatte die Therm-a-Rest NeoAir Xlite.


Unboxing & der erste Eindruck

Die Therm-a-Rest Isomatte NeoAir Xlite ist in einem stabilen Karton verpackt. Zum Lieferumfang gehören ein Pumpsack (sehr praktisch) ein Packsack und ein paar Reparaturflicken. Den Packsack habe ich nicht benutzt, sondern mir stattdessen einen wasserdichten Ortlieb PS10 Packsack in der Größe 1.5 Liter zugelegt. Damit konnte ich die Therm-a-Rest Schlafmatte wasserdicht am Rahmen meines Bikes montieren.
Die NeoAir Matten vom Marktführer Therm-a-Rest sind alle zum Aufblasen. Der Pumpsack sollte hierfür auch immer verwendet werden, da so keine feuchte Atemluft in die Matte kommt. Die isomatte ist auf den Körper zugescnitten (ähnlich wie die Mumienform des Schlafsacks. Das spart Gewicht. Der Packsack aus dem Lieferumfang ist gut geeignet, wenn man die Matte in einer tasche oder im Rucksack transportiert. Warum der Pumpsack nicht auch als Packsack konstruiert wird, verstehe ich nicht ganz.

So hab ich die Isomatte am Bike befestigt.


Testbericht

Getestet habe ich die Therm-a-Rest Isomatte NeoAir Xlite in Größe Regular. In dieser Größe ist die Matte 183 cm lang, 51 cm breit und 6,4 cm dick. Die Matte wiegt nur 340 Gramm und bietet damit mehr Wärme und Komfort pro Gramm als jede andere Vier-Jahreszeiten-Matte. Ich selbst bin ca. 180 cm groß und kam mit der länge der Matte gut zurecht. Einzig meine Arme sind immer wieder von der Matte gerutscht, was nicht optimal war, da ich Draußen unter freiem Himmel geschlafen habe. Die Outdoor Isomatte knistert etwas, was mich aber nicht weiter gestört hat. Die Oberseite scheint gegen Rutschen beschichtet zu sein. Ich bin jedenfalls nicht von der Schlafmatte runtergerutscht, obwohl ich nicht immer einen super geraden Schlafplatz gefunden habe. Was mir besonders gut gefallen hat ist die Dicke der NeoAir Isomatte. Dadurch hat die Isomatte kleine Unebenheiten ausgeglichen und ich habe wunderbar geschlafen. Für mich ist dies auch der Riesenvorteil gegenüber selbst-aufblasenden Isomatten. Die Luftmatten haben einfach einen besseren Schlafkomfort. Die "Härte" der Matraze lässt sich auch die Luftmenge regulieren.
Obwohl ich immer draußen auf Steinen, im Wald und auf Wiesen geschlafen habe ist die Therm-a-Rest Xlite Matte nicht kaputt gegangen. Natürlich habe ich meinen Schlafplatz kurz nach spitzen Steinen und kleinen Ästen abgesucht aber ich habe keine Unterlage verwendet.
Neu ist seit 2020 das WingLock Ventil. Das neue Therm-a-Rest Ventil erlaubt 3 verschiedene Einstellungen: Komplett geschlossen, Aufblasen (Luft kann nur rein, aber nicht raus) und Ablassen. Das macht das Aufblasen deutlich komfortabler. Auch ist das Ventil deutlich größer geworden und es geht mehr Luft durch das Ventil. Mit dem Pumpsack, der am Ventil "einrastet", ist die Matte in weniger als 1 Minute aufgeblasen und auch das Zusammenlegen geht problemlos.

Camp für die Nacht

Fazit

Die Neo Air X-Lite von Therma-a-Rest ist eine super kleine und leichte Isomatte für den Ganzjahreseinsatz (bis auf harte Winter). Für meinen Einsatz (Bikepacking) ist die Matte ideal. Die Isomatte ist ausreichend robust, superleicht und klein im Packmaß - und das sind die wichtigsten Kriterien für Bikepacker. Außerdem bietet die Schlafmatte dank über 6 Zentimeter Dicke einen super Schlafkomfort für eine Isomatte. Das neue Ventil erleichtert das Handling. Einziges Manko, dass man in Kauf nehmen muss, ist das Knistern der Matte. Worüber ich mich gefreut hätte, wäre ein All-in-one Pump-/Packsack, der auch noch wasserdicht ist. Bei diesem Preis darf man das auch noch erwarten.

+ ausreichend robust
+ superleicht
+ klein im Packmaß
+ neues Ventil führt zu einer massiven Verbesserung des Handlings
- Pumpsack und Packsack könnten ein einziger wasserdichter Sack sein
- nicht gerade billig

Hier geht´s zum Artikel: Therm-a-Rest NeoAir Xlite

  • Fast & Light
  • R-Wert 4,2 (bis ca -11°C)
  • 3 Größen
  • wiegt nur 340 Gramm (in Größe "regular")
  • neues WingLock™ Ventil
  • UVP 190 € (in Größe "regular")

Montag, 25. Mai 2020

Equipment für einen Ultratrail

ein Erfahrungsbericht von Florian Probst

Der bekannte Spruch so viel wie nötig und so wenig wie möglich trifft es beim Laufen wohl am ehesten auf den Kopf. Es gibt unzählige Gegenstände, die von Magazinen und Blogs angepriesen werden, unabdingbar im Gepäck eines Trailrunners zu sein. Jeder Gebrauchsgegenstand, von der Jacke bis zum Stock, sollte bei aller Funktion auch noch leicht und gut zu verpacken sein. Die Leichtigkeit und Einfachheit des Laufens steht selbst auf den langen Ultratrails (100-160 km), die über mehrere Tage und Nächte gehen, im Vordergrund.

Die folgende Packliste hat sich bei meinen Ultratrails in den Alpen durchaus bewährt und kann nach belieben an andere Streckenprofile angepasst werden.
Flache Ultratrails, wie beispielsweise der Innsbruck Alpine Trailrun erfordern nicht zwangsläufig Stöcke. Die 3500 Höhenmeter fallen auf die Distanz von 85 Kilometern eher leichter aus, als es die Zahlen vermuten lassen. Spikes dagegen waren im letzten Veranstaltungsjahr Vorschrift, da die Strecke noch ziemlich viele Schneefelder aufwies.




Aber jetzt zum Material, das man in den Laufrucksack packt:


Der Laufrucksack gilt als Herzstück deiner Ausrüstung. Dieser sollte eng anliegen, nicht zu groß im Fassungsvermögen und praktisch in der Handhabung sein. Du solltest den Großteil der Fächer erreichen, ohne den Rucksack ablegen zu müssen. Die Taschen am Rücken sollten euer gesamtes Equipment fassen. In den vorderen Taschen findet vorzugsweise Proviant, wie Riegel und Gels, Platz. Diese sollten ebenfalls simpel in der Handhabung sein und eine einhändige Bedienung erlauben. Neben der Brotzeit sollten die Vorrichtungen für die Softflasks angeordnet sein.
Softflasks sind Faltflaschen mit jeweils - idealerweise - 500ml Fassungsvermögen. Du musst in der Regel drei davon mitführen. Eine davon kannst du leer in den Rucksack packen. Es gibt die Trinkflaschen mit großen und kleinen Öffnungen. Für was du dich entscheidest, ist Geschmackssache. Du solltest aber bedenken, wenn du eine davon mit einer großen Öffnung mitführst, kannst du dir den Trinkbecher, der ebenfalls auf der Liste der Pflichtausrüstung steht, sparen ;-). Ich persönlich verwende Rucksäcke mit 8-12 Liter für die 160 Kilometer. Bei den kürzeren Trailläufen, wie dem Stubai Ultratrail beispielsweise,  kannst du locker auf einen 5-Liter-Rucksack zurückgreifen. Ziel ist es stets, das Equipment unter zubringen und ein Wippen oder Scheuern zu vermeiden. Noch was: kleine Gefriertüten oder Ziploc-Beutel und Gummiringerl schützen vor Nässe und lassen eine gewisse Ordnung zu.

Die Trailrunningschuhe beim Ultratrail spielen eine große Rolle. Allerdings hängt die Wahl der Schuhe wirklich von eurem Geschmack ab. Wenn Topläufer mit Schuhen von Salomon, Hoka und Adidas unterwegs sind, liegt das meist nicht daran, dass es sich um das beste Material handelt, sondern eher um einen schwergewichtigen Sponsorenvertrag. Du bist mit deinen Schlappen Stunden in unwegsamen Gelände unterwegs. Schnee, Matsch, rutschige Felsen oder wurzlige Bergab-Passagen verlangen von dir und deinen Schuhen gute Traktion und vor allem Schutz. Daneben soll der Laufschuh natürlich noch geil aussehen, was ja bekanntlich das wichtigste ist :-) Was das Gewicht angeht, sollte der Schuh nicht allzu viel über 300 Gramm pro Stück auf die Waage bringen. Das denke, ist ein guter Richtwert. Was Dämpfung und Vortrieb angeht, solltest du abwägen, was dir persönlich am Wichtigsten ist. Viele der Topläufer verzichten auf Komfort, um den Abdruck beim Laufen nicht negativ zu beeinflussen. Aber das ist alles Geschmackssache. Bei der Dämpfung kann aber auch ein Zuviel bedeuten, dass der Schuh instabil im unwegsamen Gelände wird und so ein gewisses Risiko birgt. Was die Traktion der Schuhe betrifft, würde ich von zu ausgeprägten Stollen an der Fußsohle abraten. Grip ist natürlich wichtig, aber du bist Läufer und  legst vor allem Wert auf Vortrieb. Trailrunningschuhe besitzen in der Regel ausreichend Profil um in unwegsamen Gelände den Halt nicht zu verlieren.



Die Faltstöcke bei Ultratrails haben sich mehr als bewährt. Das Material der Wahl ist Carbon und die Länge sollte am Ellbogen abgemessen werden. Der Ellbogen steht beim Halten der Stöcke ungefähr im rechten Winkel. Während viele erfahrene Läufer die Stöcke lediglich beim Bergauf-Laufen verwenden, kommen sie bei mir auch beim Downhill zum Einsatz, um meine Gelenke bei der Talfahrt zu entlasten. Als wichtig empfinde ich die Leichtigkeit der Faltstöcke. Daher solltest du auf die Verstellmöglichkeit verzichten, denn du wirst die Stöcke stundenlang in den Händen halten. Da zählt wirklich jedes Gramm! Die Befestigung am Rucksack kann nach Lust und Laune vorgenommen werden. Ich empfehle, vor dem Ultratrail Stöcke und Rucksack bei einem Trainingslauf zu verwenden, um das Handling der Befestigung während des Laufens zu üben. Moosgummi-Griffe, die mehrere Griffpositionen zulassen, um den Stock etwas kürzer zu nehmen, helfen die fehlende Verstellmöglichkeit zu kompensieren. Du kannst diese dann auch nach Lust und Laune, ähnlich wie beim Skitourengehen, verwenden.

Jacke und Hose müssen wasserdicht sein, dabei wird in einigen Fällen sogar die Wassersäule vorgeschrieben. Es versteht sich von selbst, dass die Laufbekleidung dir passen sollen. Du kannst dir vor Auswahl der Größe überlegen, ob du die wasserdichte Jacke über oder unter dem Laufrucksack tragen willst. Ich selbst hab die Jacke so gewählt, dass ich diese auch über dem Rucksack tragen kann. Das hat den Vorteil, dass der Rucksack weniger Nässe abbekommt und ich sie während des Laufens an- und ausziehen kann. Die meisten Veranstalter schreiben im Ernstfall bei Schlechtwetter vor, dass keine Haut sichtbar sein darf. Daher ist auf eine Kapuze zu achten. Taschen sollte die Jacke eher wenige haben, da diese bei Tragen des Rucksacks keinen Nutzen haben und bei längeren Bergab-Passagen kann es zu Scheuerstellen führen. Warum brauche ich eine Regenhose – die trage ich sonst auch nie? Das hab ich mich auch immer gefragt. Allerdings führen die Ultratrails oft über Gipfel und Pässe über 3500 Meter Meereshöhe und das ganze bei Nacht. Damit man da selbst bei Wind, Schnee und Graupel nicht den Spaß verliert oder sich gar Erfrierungen holt, benötigt ihr eine Regenhose. Um zusätzlich die Isolation zu verbessern, könnt ihr auf Beinlinge zurückgreifen. Prüfe am Tag vor dem Start noch einmal den Wetterbericht für die Region in der du unterwegs bist (achtet auch auf die Temperaturen bei Nacht und in der Höhe!).

Spikes benötigt ihr bei Rennen wie dem Pitz Alpine Glacier Trail. Wie der Name schon verrät, geht es über eine Gletscherpassage und die Spikes geben einem den nötigen Halt. Die Spikes von Snowline Chainsen habe ich seit sechs Jahren und sie zeigen trotz mehrmaligem Gebrauch in Training und Rennen nur geringe Gebrauchsspuren auf. Freiwillig würde ich die Schneeketten mit ihrem Gewicht nicht unbedingt in den Rucksack packen, aber sie werden bei immer mehr Rennen Teil der Pflichtausrüstung, da sie bei widrigen Bedingungen ordentlich Traktion und Sicherheit gewährleisten.

Schlauchtücher und Handschuhe sind ebenfalls nützlich,dienen dem Schutz vor Kälte und Nässe und sind auf jeder Pflichtausrüstung zu finden. Meine Lieblingshandschuhe sind extrem leicht und schützen daher nur bedingt vor eisigen Temperaturen. Als Alternative bei Schlechtwetterprognose verwende ich eher wärmere.



Stirnlampen muss man meist sogar zwei Stück mit Ersatzbatterie bei der üblichen Rucksackkontrolle vorzeigen. Nur wer die Pflichtausrüstung mit sich führt, wird vom Orga-Team in den Startblock weiter gewunken. Hier kannst du dich für eine leistungsstarke Kopflampe und eine Notvariante mit geringem Gewicht entscheiden. Die Ledlenser MH 10 sorgt schon seit Jahren zuverlässig für klare Sicht bei jedem Downhill. Allerdings habe ich ein zusätzliches Band hinzugepfrimelt, das direkt über dem Mittelscheitel liegt. Das würde ich euch auch empfehlen, damit die Lampe nicht nach unten wandert. Als Notlämpchen habe ich eine kleine Stirnlampe mit geringem Packmaß in den Rucksack gepackt. Hier zählt das geringe Gewicht und Packmaß. In seltenen Fällen muss man ein rotes Rücklicht mitführen. Dieses gibt's für wenige Euronen beim Fahrradhändler. Versuche hier nicht zu tricksen und beispielsweise die Ersatzbatterien einzusparen, sonst droht das Ende deines großen Traums, bevor der Startschuss fällt.

Erste Hilfe und Biwacksack führe ich immer mit, habe ich aber glücklicherweise noch nie benötigt. Trailrunning ist bei einer adäquaten körperlichen und logistischen Vorbereitung nicht gefährlicher als Bergwandern. Falls es doch einmal zu einer Notsituation kommen sollte, dürfen Verband, Rettungsdecke, Wundkompressen, Handschuhe, Biwaksack und Mobiltelefon nicht fehlen. Der Biwaksack von Ortovox begleitet mich bei langen Ultratrails. Ach ja, als Linsenträger habe ich immer noch ein Paar Linsen im Notgepäck.

Laufbekleidung, wie Shorts, T-Shirt und Longsleeves sollte auf jeden Fall leicht und angenehm zu tragen sein. Auffällige Farben dienen hier auch der Sicherheit und erleichtern im Notfall die Suche. Die Laufbekleidung hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, was Passform und Bewegungsfreiheit angeht. Der Unterschied zu „normaler“ Outdoorbekleidung schlägt sich nicht nur im Gewicht nieder, sondern ist bei langer Tragedauer auch deutlich spürbar.

GPS und Laufuhren gibt es wahrscheinlich genau so viele wie Turnschuhe für's Trailrunning. Daher muss sich jeder überlegen, wie viel Geld er hier ausgeben will. Dabei bestimmt die wichtigste Funktion, die Batterielaufzeit den Preis. Von was ich definitiv abrate, ist das Tracking über das Mobiltelefon. Dieses brauchst du vor allem im Notfall oder bei Rennabbruch. Hier ist ein aufgeladener Akku überlebenswichtig. Ebenfalls unbrauchbar sind meiner Meinung nach große GPS-Geräte. Das Gewicht für Gerät und Ersatzbatterien sprengt jeden Rahmen beim Laufen. Wenn du nicht gleich 500 Euro für eine Uhr mit GPS-Funktion ausgeben wollt, besorge dir beim Veranstalter Kartenausschnitte von der Strecke. Das Streckenprofi findest du praktischerweise oft auf der Startnummer.

Die Verpflegung, die du für den Ultratrail in den Rucksack packst ist nicht so wichtig, wie vermutet. Die Labe-Stationen auf der Strecke bieten hoffentlich alles, nach was du dich zu jeder Tages- und Nachtzeit sehnst. Lediglich eine Notration an Riegel oder Gel sind Teil der Pflichtausrüstung. Wenn es die Möglichkeit gibt, Packsäcke im Vorfeld zu schnüren, die du auf der Strecke nutzen kannst, ist das wieder ein Thema für sich...

Was noch fehlt sind Gegenstände wie Sonnenbrille, Sonnencreme und Dinge, auf die du nicht verzichten kannst. Aber halte dich zurück, zu viel einzupacken. MP3-Player mit Oversize-Kopfhörer haben in den Bergen sowieso nichts zu suchen, weil du alle Sinne in der Natur nutzen solltest, um dich und andere zu schützen. Ärmlinge und Beinlinge setzen sich als Ersatz für lange Kleidung zunehmend durch, da sie Isolation unter der Regenschicht bieten und ein geringes Packmaß und Gewicht aufweisen.

Zum Schluss kannst du sehen, wie wichtig eine gute Vorbereitung beim Trailrunning über die Langdistanz ist. Wenn du dir beim Equipment unsicher bist, sprich die Jungs von denk-outdoor.de an, die beraten dich gerne was selbst die kleinsten Details angeht. Bedenke beim Kauf und beim Packen deines Materials, dass die Sicherheit an erster Stelle steht, aber danach sofort das Gewicht des Materials kommt. Bei der Auswahl deiner Ziele gibt es keine Grenzen. Du kannst Ultratrails in weit entfernten Ländern bestreiten, oder die Klassiker in den Alpen unter die Füße nehmen. Also, RAUS MIT DIR!

Euer Flo      
  

Mittwoch, 29. April 2020

Knieschoner im Test - Race Face Roam

ein Testbericht von David

Auf die neuen Mountainbike Knieschoner von Race Face warte ich schon seit August. Zu der Zeit war ich in Sölden bei der Produktvorstellungen und die Knieprotektoren haben direkt mein Interesse geweckt. Bis zuletzt war ich mit den Race Face Ambush Knee Protection unterwegs. Diese Knieschützer sind auch schon komplett zum Öffnen und können somit ohne Schuhe Ausziehen an- und abgelegt werden. Aber zurück zum Anfang.

Unboxing & der erste Eindruck

Die RaceFace Roam Protektoren sind in einer praktischen Netztasche verpackt. Die Tasche hat einen Reißverschluss und kann zum Transport und Lagerung der Schoner weiter verwendet werden. Die Knieschoner selbst machen einen soliden Eindruck. Der Protektor ist aus dem bekannten D30 Schaum und herausnehmbar. Das ist praktisch zum Waschen. Die sogenannte Skid-Plate ist nicht aus Hartplastik, wie bei anderen Knieprotektoren, sondern aus TPU. Die Rückseite ist aus luftigem Mesh und der Schoner kann ohne Schuhe Ausziehen an- und abgelegt werden, der er sich seitlich öffnen lässt. Fixiert wird der Roam mit 3 seitlichen Kletts und super stretchigen 2 Klettgurten.
Der RF Roam richtet sich an Enduro Piloten und damit an abfahrtsorientierte Mountainbiker. Der Roam bietet dank der seitlichen Aufprallpolster deutlich mehr Schutz verglichen mit dem Indy und kommt fast an einen Downhill-Schoner ran. Dabei ist er aber noch sehr angenehm zu Tragen, doch dazu mehr im Test weiter unten.

   

Testbericht

Ich würde mich nicht unbedingt als Enduro Biker bezeichnen, denn ich fahre keine Rennen und mir ist beim Fahren auch der Flow wichtiger als die schnellste Zeit. Aber ich fahre aktuell das Ibis Ripmo und damit ein Enduro und fühle mich auf dem Bike sau wohl. Ich fahre gerne Trails (bergab) und bin auch hin und wieder im Bikepark unterwegs. Aber ich mache auch Touren und hab auch schon Bikepacking (ja, mit dem Ripmo) gemacht. Die neuen Race Face Knieschoner hab ich bereits auf einer 30km MTB-Tour getragen, wie auch auf unseren Hometrails. Wie oben bereits geschrieben sind die Protektoren sehr angenehm zu Tragen. Auch beim Pedalieren zwickt nix in der Kniekehle und ich kann die Roam ohne Probleme auch auf längeren Touren am Knie lassen. Beim Kauf der Race Face Knieprotektoren ist mir allerdings die Größenwahl nicht ganz einfach gefallen. Normalerweise habe ich bei Knieschonern immer Größe L. Daher hab ich auch hier zuerst zu dieser Größe gegriffen. Allerdings konnte ich die untere Klettfixierung nur unter Spannung schließen. Am Oberschenkel (also oben) hat der Protektor aber gut gepasst. Im Endeffekt bin ich aufgrund meiner Wade bei der Größe XL gelandet, obwohl die am Oberschenkel fast etwas locker sitzt. Die neuen Race Face Protektoren Roam und Indy fixieren sich aber fast ausschließlich über den unteren Gurt. Das ist auch der einzige Gurt, der um das Bein herumgeht. Obwohl mir der Roam von der Große nicht optimal ans Bein passt, sitzt der Protektor ohne zu Verrutschen dort wo er soll.

Testfahrt mit den neuen RaceFace Roam

Fazit

Wenn du dir Knieprotektoren kaufen willst, kann ich dir den Roam absolut empfehlen. Der RaceFace Roam bietet sehr guten Schutz und ist angenehm zu Tragen auch wenn man mal länger bergauf tritt. Außerdem kann man den Schützer einfach abmachen ohne dafür die Schuhe auszuziehen. Von mir gibt es daher ein Kaufempfehlung für diesen MTB-Schoner auch wenn er mit 140 Euro nicht gerade preiswert ist. Wobei, was sind 140 Euro gegen ein kaputtes Knie oder auch nur eine Woche Knieschmerzen?

+ angenehm zu Tragen, zwickt nicht in der Kniekehle
+ sehr guter Schutz
+ verrutscht nicht
- Größen passen mir nicht optimal
- nicht gerade billig

Hier geht´s zum Artikel: Race Face Roam Knee

  • offenes Rückendesign
  • zertifizierter Aufprallschutz
  • TPU-Rutschplatte
  • Stretch-Mesh-Rückseite
  • UVP 139,95 €