Mittwoch, 20. Februar 2019

Winterpaddelziel Galizien in Portugal / Spanien

Wenn die ersten Plusgrade die Paddelmotivation aus dem Winterschlaf zurück holen, es aber noch ein paar Wochen dauert bis die Schneeschmelze in den Nordalpen einsetzt, ist im westlichsten Teil Europas bereits Hauptsaison was das Wildwasserpaddeln angeht.

Wildwasserpaddeln in Portugal / Galizien


Der Wetterbericht verspricht starke Regenfälle und zweistellige Temperaturen in den Tagen darauf. Nach kurzer Überlegung buchen wir, Simon, Lukas, Matti und ich (Philipp), unseren Flug und der spontane Paddelurlaub kann beginnen. Mit in der Ortlieb Duffle Reisetasche, unserm Reisegepäckstück, sind:

Packliste für den Wildwassertrip




Ein russischer Freund von uns, Mike Krutyansky, verbringt jeden Winter in Portugal um dort Kajakkurse zu geben. Von ihm können wir uns Wildwasserkajaks, Paddel und Auto mieten.
Mike ist Entwickler der Whitewater.Guide-App, welche Paddelregionen beschreibt, über die es bisher noch eher wenig Informationen gibt. Auch Portugal und Galizien sind inbegriffen und somit steht einem Kurztrip auch ohne Vorkenntnisse über das Gebiet und Bäche nichts im Weg.



Am ersten Tag steht die sogenannte Garganta Schlucht des Rio Paiva zum Warm-up auf dem Plan. Einige Kilometer mit wuchtigen Katarakten und ruhigen Pools in landschaftlich wunderschöner Umgebung begeistern uns.

So geht´s auf dem Rio Paiva mehrere Kilometer dahin.


Kernstelle Rio Paiva


Das Thermometer zeigt in den ersten Tagen bereits am Morgen über 10 Grad.


Am nächsten Tag wollen wir beide Strecken des Castro Laboreiro paddeln. Einige Grundgesteinsrutschen und Stufen, zwei größere Umtragen, und eine beeindruckende Wasserfallkombi als Abschluss machen den Laboreiro zu einer Tagesmission.
Matti, unser Italiener in der Gruppe, weckt uns früh: „Boys! It´s already 8 o`clock. Let´s go kayaking!“. Bis wir aufs Wasser kommen ist Mittag, für die Shuttles in Portugal sollte man zum Teil viel Zeit einrechnen. Kurz vor Dunkelheit erreichen wir den Ausstieg, wir sind müde und unsere Rücken tun etwas weh, aber es war ein großartiger Tag.

Der erste Rapid auf dem Castro.




Philipp mit dem Spade Kayaks Black Jack 2.0

Lukas mit dem Pyranha 9r im 3. Wasserfall


Einige Bäche in Nordportugal und Galizien entspringen in Hochebenen. Dort kommt es häufig zu kleinen, lokalen Regenfällen. Dadurch führen Castro Laboreiro, Oitaven, Tea, Deza, Tamega, Louredo und Paiva auch noch nach einigen Tagen ohne Niederschlag gute Wasserstände.
In den nächsten beiden Tagen paddeln wir zwei coole Flüsse auf der spanischen Seite bevor wir zurück nach Portugal fahren – denn für unseren vorletzten Paddeltag ist wieder Regen gemeldet. Wir nutzen die Gelegenheit und befahren den Cabreiro, der erst vor 2 Jahren erstbefahren wurde. Nach einem 30-minütigem Hike-In erreichen wir den Einstieg mitten in einem einsamen, steilen Tal. 4Km bzw. 220 Höhenmeter später sind wir wieder in der Zivilisation mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Matti, Philipp, Lukas, Simon (von links)


typisches Bergdorf in Portugal


Zur Feier des Tages verbringen wir den Abend in heißen Quellen.

An unserem letzten Tag wollen wir nochmal den Castro Laboreiro paddeln, unser bisheriges Highlight.
Diesmal kennen wir die Lines und sind doppelt so schnell als wie bei unserem ersten Run.


1. Fall


2. Fall


Am Abend besuchen wir noch ein einheimisches Restaurant in Porto um traditionell Fisch zu essen und dann geht auch schon unser Flieger zurück nach Deutschland.


Fazit: Portugal und Galizien eignen sich super für einen Kurztrip. Es gibt beeindruckend viele Bäche auf engem Raum und die Infrastruktur ist sehr gut, auch wenn man auf manchen Bergstraßen nur langsam vorankommt. Flüge und Mietautos sind sehr günstig. Man muss nur etwas Spontanität mitbringen und den Flug buchen, wenn Regen in Aussicht ist. Bei der Fluggesellschaft Ryanair kann man allerdings mit ein wenig Glück Last-Minute-Flüge zum einem fairen Preis ergattern, sofern man nicht am Wochenende fliegt.
Für uns war es sicher nicht der letzte Ausflug nach Portugal!





Kurzes Gopro-Video von unserem Trip


Mittwoch, 6. Februar 2019

Neopren waschen - darauf sollte man achten

Neoprenbekleidung gibt es im Kanu- und Kajakbereich in unterschiedlichsten Ausführungen. Die bekannteste Form ist der LongJohn. Ein ärmelloser Einteiler. Als weibliche Variante nennt man diesen Neo LongJane oder Farmer Jane. Doch es gibt auch Neoprenhosen, Neoshorts, -shirts, -tops, -bikinis und vor allem Neoprensocken.
Auch wird Neopren in vielen anderen Wassersportarten verwendet:
Taucher, Surfer, Kiter und natürlich beim Stand-up Paddeling (SUP) kommt Neopren zum Einsatz.
Damit Neopren seine wärmende isolierende Wirkung voll entfalten kann, muss der Neo direkt auf der nackten Haut getragen werden. Nach Gebrauch sollte man die Neoprenteile mit klarem Wasser ausspülen und komplett trocknen lassen. Und aus hygenischen Gründen ist es wichtig, einen Neoprenanzug ab und an zu waschen.

Neopren in verschiedener Paddelbekleidung

Neoprenanzug reinigen - darauf kommt es an!

  • Ein Neoprenanzug darf in die Waschmaschine, sollte aber im Feinwäsche- oder Wollprogramm gewaschen werden; ohne Schleudern und bei max. 30°C.
    Tipp: Neoprenwaschmittel

    Alternativ kann der Neo in einem großen Eimer oder in der Badewanne und zwei kräftigen Händen gereinigt werden.
  • Verwende am besten ein spezielles Neoprenshampoo, wie zum Beispiel: GearAid Wet & DrySuit Shampoo
  • Ein Neoprenanzug darf nicht in den Trockner, dies macht den Anzug kaputt!
  • Am besten über einen Kleiderbügel mit möglichst breiter Auflagefläche hängen. Wäscheständer- und leinen können zu Abrücken und schlimmstenfalls zu Beschädigungen führen.
    Tipp: den Anzug zwischendurch auf links drehen.
  • Je nach Umgebungstemperatur kann es mehrere Tage dauern, bis der Anzug vollständig trocken ist.

Neopren pflegen und lagern

  • Nach Gebrauch ausspülen und richtig durch trocknen. Vor allem nach der Benutzung in Chlor- oder Salzwasser mit klarem Wasser abduschen.
  • Die feuchten Transportzeiten in wasserdichten Taschen möglichst gering halten.
  • Neoprenanzüge und Neoprenshirts möglichst auf einem Kleiderbügel trocknen.
  • Keiner direkten Sonneneinstrahlung aussetzten - Neopren ist UV empfindlich.

Mittwoch, 23. Januar 2019

Freeride / Freetour Abenteuer im Lötschental

Der Anruf kam spontan: "Ob ich Zeit und Lust hätte mit auf die Lauchernalp im Wallis mitzukommen. Es sind noch Plätze auf der Hütte frei."
An Motivation für einen Ski-Trip fehlt es natürlich nicht. Schnell wird der Wetterbericht gecheckt und auf der Arbeit abgeklärt, wie es mit der "Zeit" aussieht. 5 Tage kann ich mir freischaufeln und nur 3 Tage später sitze ich im Auto gen Schweiz. Mit dabei habe ich alles was es für ein Freetouring Abenteuer braucht:

Packliste Freetour

Die Wetterprognose verspricht viel Schnee und bereits die Anreise wird durch schneeweiße Autobahnen verzögert. In Lauchernalp angekommen erwartet uns aber ein schöner Sonnentag.


Wir beziehen unsere rustikale Hütte und danach wollen wir gleich los das Gebiet und seine Möglichkeiten auszuchecken. Nils kommt seit 20 Jahren hierher und kennt jeden Felsen und jede Line. Lauchernalp im Lötschental ist ein Freeride Gebiet. Wir wohnen auf 2200m und die Sesselbahnen und Gondeln bringen uns bis auf den 3111m hohen Hockenhorngrat.
Bevor wir uns aber ins freie Gelände begeben wird noch der Lawinenlagebericht (in der Schweiz Lawinenbulletin genannt) studiert. Dann geht es los:


Am Abend fallen wir tot müde in unsere Betten. Für die Nacht ist Schneefall angesagt. Am nächsten morgen trauen wir unseren Augen nicht. Vor unserer Berghütte liegen 70cm Neuschnee. Wir sind on Fire! Auch wenn sich die Lawinensituaton verschärft hat gibt es im Skigebiet genug freies Gelände, das verspurt werden will. Doch leider macht nur ein Lift auf und es hört nicht auf zu schneien. Wir machen das beste draus und pflügen bei Schneeverhältnissen wie in Japan durch den Powder neben der Piste. Leider wird es die nächsten Tage nicht besser. Am darauf folgenden Tag ist es die schlechte Sicht und Wind und noch einen Tag später ist die Lawinengefahr so groß, dass im Skigebiet gesprengt werden muss.


Erst an unserem letzten Tag sind zum Abschluss alle Lifte geöffnet und wir können wieder ins freie Gelände außerhalb des Skigebietes. Dazu fahren wir bis zur Bergstation und laufen dann mit unseren Fellen unter den Ski oder zu Fuß ein paar Meter durch den Tiefschnee.




Der Lohn für diese Mühen sind unberührt Tiefschneehänge in der faszinierenden Bergkulisse der Schweizer Alpen.



Freitag, 11. Januar 2019

Tourenski Pflege

Die Skitourenausrüstung braucht Pflege. Am Anfang der Saison ist eine gute Zeit um sich seiner Ausrüstung zu widmen und dafür zu sorgen, dass alles für einen guten Saisonstart bereit ist.


Aber auch während der Saison ist hin und wieder ein kleiner Service angesagt.
Zum Wachsen und Kanten schleifen kann man Tourenski getrost beim Skiservice abgeben. Der Belagservice ist aber auch mit wenig Aufwand selbst gemacht:


Grobanleitung zum Do-It-Yourself Tourenski Belagservice

  1. Kanten mit Schleifstein schleifen
  2. Belag von Staub und Schmutz säubern
  3. Löcher und Kratzer im Belag mit dem Reparaturstift ausfüllen (anzünden und drauftropfen lassen)
  4. mit der Stahlklinge den Belag gleichmässig mit Druck abziehen
    Je nach Zustand des Belags sind die Schritte 3&4 mehrmals erforderlich, sobald der Belag wieder glatt und sauber ist geht's weiter.
  5. Toko All in One Wax mit Bügeleisen gleichmässig verteilen.
  6. Ski abkühlen lassen.
  7. überschüssiges Wax mit Plexiklinge in Längsrichtung entfernen
  8. mit der Kupferbürste und etwas Druck Belag in Längsrichtung bürsten
  9. Ski trocken säubern und abstauben
  10. mit Nylonbürste in Längsrichtung Belag nochmals bürsten
  11. Fertig!


Während der Saison empfiehlt sich ein Express Wachs für die kleine Pflege. Denn der Fellkleber entzieht dem Tourenski-Belag Wachs und dieser wird stumpf und läuft schlechter.


Fellpflege

Auch deine Steigfelle wollen nicht vernachlässigt werden. Zum einen sollte regelmäßig die Haftschicht kontrolliert werden und zum anderen will auch der Fell Flor etwas Zuwendung um treue Dienste zu leisten.


Fellwachs macht das Steigfell geschmeidiger und verbessert die Gleiteigenschaften. Zudem beugt es dem Anstollen vor.
Das Wachs immer in Gleitrichtung aufreiben. Nicht gegen den Strich ziehen!

Sollte die Haftschicht nicht mehr genug Halt bieten hilft bei Klebefellen oftmals nur das Neubeschichten. Kleinere Ausbesserungen können auch mit Fellkleber aus der Tube selbst gemacht werden. Hybridfellen oder Adhäsionsfellen kann man dagegen Reinigen. Hier gibt es spezielle Reinigungsmittel aber auch warmes Wasser mit etwas Spüli funktioniert oft nicht schlecht.

Tourenbindung

Auch die Tourenbindung soll einwandfrei funktionieren. Etwas Schmieröl / Kriechöl an die beweglichen Teile sowie Feder und Gleitplatten bewirken Wunder. Dadurch lässt sich nicht nur leichter in die Bindung Einsteigen oder diese in den Aufstiegsmodus umstellen, sondern auch die Sicherheitsauslösung funktioniert zuverlässiger!


Alles Rund um das Thema Tourenski findest du in unserem Webshop! Wir bieten ein vielseitiges Angebot an Tourenski, Skitourenbindungen, Schuhe, Felle, Skitourenrucksäcke und Lawinenausrüstung zu fairen Preisen und mit geschulter Beratung von Menschen, die selbst Tourengeher sind.

denk-outdoor.de ist der Tourenski-Spezialist in Passau und dem bayerischen Wald und die richtige Anlaufstelle für Tourengeher

Freitag, 28. Dezember 2018

Latexmanschette austauschen

Latexmanschetten machen eine Paddeljacke erst zur Trockenjacke und ermöglichen Kajak fahren bei Schlechtwetter oder im kalten Gebirgsbach. Besonders die Halsmanschette wird dabei hohen Belastungen ausgesetzt. Sie wird extrem gedehnt und bekommt oft UV-Strahlung ab. Dazu greifen Schweiß und Cremes das Gummi an. Selbst bei bester Pflege und Lagerung ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Latexmanschette nach 6-24 Monaten spröde oder klebrig wird.

In der Regel beginnt der Zerfall am Manschettenrand. Früh genug erkannt, lässt sich ein Austausch aufschieben in dem man mit der Schere einige Millimeter abschneidet. Doch irgendwann hilft auch dies nicht mehr und eine neue Manschette muss her.
Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder man lässt vom Hersteller oder einer Fachwerkstatt eine neue Manschette einsetzen. Dabei wird die neue Manschette verklebt und zusätzlich vernäht. Dies dauert in der Regel 2-3 Wochen und kostet je nach Hersteller/Werkstatt zwischen 50,00 und 100,00 Euro.
Die günstigere und schnellere Alternative (auch für Unterwegs) ist das einkleben einer neuen Manschette. Dazu muss der untere Teil der alten Manschette noch intakt sein. Am Hals ca 5 cm, an Arm/Bein ca 2-3 cm. Zeitaufwand: 30 min + 12 Std. Trockenzeit. Kosten ca 25 Euro.
Sollte später doch ein professioneller Austausch nötig sein, ist dies immer noch möglich.

Austausch einer Latexmanschette

sollte in keinem Paddelurlaub fehlen
Materialien:
* Topf oder Putzeimer mit ca 25-30 cm Durchmesser (Halsmanschette)
oder Flasche mit ca 15 cm Durchmesser (Arm-/Beinmanschette)
* Schere
* feines Schleifpapier
* Ersatz-Manschette entsprechend der Jackengröße
* Neoprenkleber auf PU-Basis, zB. AquaSure

Wichtig: Das Gefäß muss so groß sein, dass der untere Rand der Manschette (zur Jacke hin) gut gespannt ist.

Schritt 1: Jacke auf links drehen und Gefäß einspannen.

Bei der Halsmanschette sollten mindestens 5 cm Rand unbeschädigt sein!
Schritt 2: Neue Manschette in Position bringen und Klebefläche anrauen.

Tipp: Das Gefäß sollte ca 10-20 cm hoch sein, damit man beide Manschetten gut anlegen kann.

Neue Manschette überziehen und Endposition testen. Klebebereich umstülpen.

Klebefläche beider Manschetten gut anrauen.
 Schritt 3: Kleber auftragen und antrocknen lassen.

Wichtig: Die Klebefläche sollte bei einer Halsmanschette min. 5 cm breit sein, bei Arm-/Beinmanschette 2-3 cm

Tipp: wenn ausreichend Kleber vorhanden, alte und neue Latexmanschette mit Kleber bestreichen.

für eine Halsmanschette werden ca 20 g Kleber benötigt
je größer die Klebefläche, desto stabiler die Verbindung
Schritt 4: Manschetten übereinander legen.

Nach einer Antrocknungszeit von ca 5 Minuten, die neue Manschette über die alte Stülpen. So das beide gespannt übereinander liegen.
Jetzt heißt es gute 12 Stunden warten, möglichst bei Raumtemperatur.

am besten über Nacht trocknen lassen
Schritt 5: Jacke auf rechts drehen und alte Manschette abschneiden

vorsichtig die alte Manschette oberhalb der Klebefläche abschneiden
Fertig - Jacke mit neuer Manschette.

Glückwunsch, deine Jacke ist jetzt wieder dicht!

Reparaturanleitung ohne Gewähr!

Mittwoch, 1. August 2018

Sicherheitsüberprüfung: Edelrid HMS Bulletproof Triple / Triple FG

EDELRID ruft die Besitzer von HMS Bulletproof Triple und HMS Bulletproof Triple FG dazu auf, die Schnappernieten ihrer Karabiner zu überprüfen. Betroffen sind die Karabiner mit den Chargennummern 01/2018 und 02/2018.


Hintergrund:
Es wurde ein Karabiner mit einem Defekt am Schnapper gefunden. Bei dem Defekt handelt es sich um einen Schnapperniet, der nicht vernietet wurde und in der Benutzung herausfallen könnte. Der betroffene Karabiner ist ein HMS Bulletproof Triple FG. In einer Untersuchung des Vorfalls wurde festgestellt, dass sich möglicherweise weitere Karabiner dieses Typs mit einem vergleichbaren Fehler im Markt befinden könnten.

Im Interesse der Kundensicherheit hat sich EDELRID dazu entschlossen, einen Aufruf zur Sicherheitsüberprüfung durchzuführen. Die Besitzer von HMS Bulletproof Triple und HMS Bulletproof Triple FG werden aufgerufen zu überprüfen, ob die Nieten an ihren Karabinern vollständig vernietet sind. Zur Prüfanweisung.

Ein betroffener Karabiner muss umgehend der Nutzung entzogen und zum kostenlosen Austausch an EDELRID zurückgeschickt werden.

Fragen? Hier geht's zu den FAQs

Donnerstag, 12. Juli 2018

Annapurna-Umrundung mit dem MTB

Thomas und Martina haben im November 2017 die Annapurna-Umrundung mit dem Mountainbike gemacht. Martina führte ein Reisetagebuch, während Thomas sich um die GPS-Daten kümmerte.

Wir sitzen im Flieger Richtung Nepal: Unsere Hochzeitsreise beginnt!!
Bisher waren wir meist in den Alpen und in unserer Heimat, dem Bayerischen Wald unterwegs. Noch dazu waren wir noch nie in so großer Höhe. Immerhin geht es bis auf 5400 Metern. Dank unseren EVOC Biketaschen wussten wir die Radl gut verstaut und mussten bloß hoffen, dass sie trotz kurzer Umstiegszeit den Weg ans Ziel finden, International Airport in Kathmandu.

Ankunft in Kathmandu: Bisher hat alles super geklappt. Die Bikes sind heil angekommen und unser daheim gebuchtes Taxi haben wir nach kurzer Zeit gefunden. Nach einem Begrüßungsdrink im Shangri-La Guesthouse machten wir uns auf, den Tourist-Stadtteil Thamel zu besichtigen.
Am nächsten Tag starteten wir früh morgens um alles Notwendige zu erledigen. Als erstes spazierten wir zum Tourismus-Board, um die Genehmigungen zu besorgen. Für den Annapurna Circuit benötigt man 2 Permits:

1. TIMS-Card (Tourist Information Managment System)
2. ACAP-Permit (Annapurna Conversation Aera Permit)
Kosten: 2000 NRS / Person / Permit

Außerdem werden 4 Passbilder benötigt. Gesetz den Fall man(n) hat trotz mehrfacher Erinnerung KEINE Bilder dabei, machen die netten Mitarbeiter vom Touristboard kostenfrei Fotos. Zumindestens wenn grade wenig los ist, wie bei uns. Die Wanderung durch das chaotische Kathmandu ging weiter. Wir machten uns auf in Richtung New Gongabu Buspark. Nach Besisahar gibt es keine Touristenbusse. Alternativ fahren aber öffentliche Großbusse, sowie Minibusse. Wir entschieden uns wegen den Fahrrädern für einen Minibus mit Dachträger. Die Tickets kauften in der Nähe der BH-Mall, da die kleinen Busse nicht am großen Buspark halten. Da es sich um einen Local-Bus handelt, gestaltete sich alles ein wenig chaotisch. Aber Dank hilfsbereiter Nepalesen hatten wir das Ticket nach kurzer Zeit in der Tasche. Die Kosten inklusive MTB beliefen sich auf 800 NRS / Person.
Nach einem gefühlten Halbmarathon durch Kathmandu, bauten wir unsere Räder noch zusammen, packten unsere Rucksäcke und gingen nach einem weiteren leckeren Abendessen zeitig ins Bett.
Erstes Fazit: Nepal bzw. Kathmandu ist laut, chaotisch und dreckig. Die Nepalesen sind jedoch sehr liebenswert und hilfsbereit. Alle Nepalesen reagierten auf unsere Pläne, die  Annapurna ohne Guide und Porter mit dem MTB zu umrunden mit großer Verwunderung, gepaart mit einem: „good luck for your big adventure“. Schau ma moi!!!

Die eigentliche Tour beginnt

11. November – Tag 0: Busfahrt Kathmandu - Besisahra
Unser erstes kleines Abenteuer. Im Dunklen brachen wir um halb sechs auf. Mit dem MTB ging es zur ca. 5 Km entfernten Bushaltestelle. Thomas fixierte gemeinsam mit dem Busfahrer unsere Radl auf dem Dachträger. Für den sicheren Transport der Bikes hatten wir uns tags zuvor noch zwei billige Schaumstoffmatten besorgt. Es folgte eine sechsstündige Busfahrt nach Besisahar (140 km). Nach der Busfahrt schenkten wir die Schaumstoffmatten dem Fahrer, der sich darüber sehr freute. Bei der Unterkunftssuche hatte ich am heutigen Tag KEINERLEI Mitspracherecht, da Thomas das Busfahren leider nicht ganz so gut vertragen hatte und schnurstracks ins nächste Guesthouse, das Throung Guesthouse marschierte und dort ungesehen ein Zimmer für uns buchte. Nach dem ersten TIMS Check ließen wir den Tag mit leckerem Dhal Baat und MoMos ausklingen und freuten uns auf den ersten Radltag am nächsten Morgen.

12. November - Tag 1: Besisahar (947 m) -Tal (1669 m)
5.30Uhr – der Wecker klingelt. Gestärkt mit Bananen-Porridge ging es nun eeeendlich los. Ausgestattet mit vielen lieben Wünschen der netten Wirte, die total begeistert waren, dass die Annapurna-Umrundung unserer Hochzeitsreise ist.
Der erste Tag verlief durchgehend auf der Jeepstraße nach Tal. Zu unserer Reisezeit, war diese jedoch wenig frequentiert. Der frühe Start machte sich bezahlt. Denn sobald die Sonne über den Bergkamm schien, wurde es unerträglich heiß und jeder Anstieg zur Tortur. Sandige, felsige Untergründe, wechselten mit Wasser- und Schlammpfützen. Nur wenige kurze Abschnitte waren betoniert und erleichterten die Höhenmeter. Bei etwa der Hälfte der Strecke wurde ich von einem Rudel Hunde in Bedrängnis gebracht (von Wegen der Wolf im bayerischen Wald sei gefährlich...). Thomas konnte glücklicherweise die Gefahr mit lautstarkem Brüllen eindämmen. Kurz vor der letzten Auffahrt wurde von Seiten meines Ehemanns meine Strecken- und Hochzeitsreiseplanung das erste Mal (und wahrscheinlich nicht das letzte Mal) in Frage gestellt. ;-)
Und dann war das heiß ersehnte Tagesziel, der Ort Tal endlich in Sichtweite. Jedoch ließ die erste Panne nicht lange auf sich warten und so verzögerte sich die Ankunft leider noch. Meine Kette riss! Zum Glück hatten wir Ersatz eingepackt und nach Reparatur-Stopp, ging es  die letzten Höhenmeter abwärts nach Tal. Unser heutiges Domizil, das „Peaceful-Guesthouse“ überzeugte mit nepalesischen Charme und leckeren Dhal Baat, das nepalesische Nationalgericht.
Fazit: Tropisches Klima und sandige Schotterstraßen verlangten sowohl dem Material als auch den Hinkels alles ab. Traumhafte Ausblicke entschädigten uns für die Mühen. Wia ma imma so sche song: „Greißlig wars ned!!“ Leider mussten wir den halben Tag mit nassen Füßen fahren, da wir die Tiefe einer Pfütze unterschätzt hatten.



13. November – Tag 2: Tal (1669 m) – Chame (2600 m)

Am nächsten Tag starteten wir gewohnt früh, aber leider nicht sehr erfolgreich in den Tag. Denn nach guten 500 Metern hatten wir leider erneut eine Panne. Die gestrige Reparatur der Kette, konnte den ersten Anstieg leider nicht standhalten. Aber nun hatten wir ja schon Übung.
Nach der Zwangspause folgten wir nicht der Jeeproad, sondern dem technischen Wanderweg. Zum ersten Mal mussten wir unsere Räder schultern. Ein kleiner Vorgeschmack auf die nächsten Tage (dann jedoch mit dünner Luft). Begleitet von kritischen Blicken und Fragen der Trecker machten wir die ersten Höhenmeter. Kurz nach einer Hängebrücke folgten wir wieder dem Jeep-Weg Richtung Dharpani. Hier befand sich am Ende des Dorfes ein weiterer Check-Point und es eröffnete sich ein Blick auf den Manaslu.
Nun begann die lange Auffahrt nach Timang. Stetig bergauf mit einem Wechsel von steilen und flache Passagen. Wobei der sandige, teils matschige Untergrund besser zu fahren war, als die grobschottrigen Steinstraßen. Hier zeigte sich wieder mal wie unterschiedlich Thomas und ich beim Radlen sind. Musste ich mir die ersten Höhenmeter hart erkämpfen und hatte keine Chance Thomas Tempo zu folgen, bin ich nach einer Stunde erst eingefahren. O-Ton Thomas: „Die Maschine läuft“.
Thomas hingegen benötigt dringend Energie-Nachschub und sehnte die Mittagspause in Timang herbei. Vorteil dieser Unterschiede: Wir können uns jederzeit gegenseitig motivieren!
Die Mittagspause in Timang war redlich verdient und wir stärkten uns bei leckeren Essen in einem der vieln schönen Roof-Top-Restaurant. Der Wirt teilte uns mit wie toll er unsere Räder findet und wie gut MTB für Körper und Geist sei. Ich würde sagen – alles richtig gemacht!
In einem ständigen auf und ab, mit kurzen Permit-Zwischenstopp in Koto, fuhren wir nun Richtung Tagesziel Chame. Dort angekommem, mussten wir feststellen dass die angekündigten Hotsprings, absolut nicht hot waren. Im Nachhinein erklärte dies auch die wenigen Besucher. Genächtigt wurde im gut besuchten New-Tibet-Hotel.
Fazit: Gut fahrbar, Hammer Aussichten und a bissl Angst vorm morgigen Tag.



14. November – Tag 3: Chame (2600 m) – Manang (3550 m)
EIN BRUTALER TAG. Um 07.30 Uhr Aufbruch in Chame. Auf den ersten 10 Km wechselten wir x-mal unsere Kleidung. Es wechselte ständig zwischen sonnigen und schattigen Abschnitten, gepaart mit eisigem Wind. Zunächst fuhren wir entlang des Flusses Marsyandi stetig in leichter Steigung
bergauf. Vorbei an gut bewachten Apfel-Plantagen zur nächsten Flussüberquerung. Nach einer Hängebrücke und einem Steilstück, welches schiebend bewältigt wurde, stärkten wir uns an einer kleinen Teehütte. Wenig später erreichten wir Dhukure Pokhari. Eine Hochebene, die auch für die ersten kürzeren Abfahrten sorgte. Am Ende dieser Ebene gelangten wir in das wunderschöne Dorf Upper-Pisang, hier gönnten wir uns bereits um 10:30 Uhr ein frühes Mittagessen mit überragenden Ausblicken auf das Annapurna-Massiv. Über einen flowigen Trail gelangten wir zu einer Brücke, die den nächsten harten Anstieg einläutete. 400-500 Höhenmeter überwanden wir schiebend, in kleinen Serpentinen bis Ghyrau. Kurz vor der Ortschaft wies uns eine ältere Nepalesin den Weg und versorgte uns mit frischem Wasser. Nachdem wir den urigen Ortskern passierten, ging es zunächst fahrend, dann schiebend zum Tageshöchstpunkt auf 3800 Metern. Nach einem kurzen Freudentanz machten wir uns an die Abfahrt über Trails und Jeepstraße. Dabei passierten wir den Ort Nagwall und mussten eine Zwangspause wegen Bauarbeiten einlegen. Anschließend ging es über seeeehr sandige Wege in ständigem auf und ab die letzten Kilometer nach Manang. Im Yak-Hotel erwartete uns eine eisig-kalte Dusche und ein schmackhaftes Abendessen.
Fazit: Thomas hatte einen superstarken Tag und musste mich öfters aufbauen. Hochzeitsreise ist soooooo anstrengend. Die Entscheidung über Upper-Pisang zu fahren bzw. zu schieben, und nicht der Jeepstraße zu folgen, hat sich aufgrund der grandiosen Aussicht und der tollen Abfahrt auf jeden Fall gelohnt.

15. November – Tag 4: Pausentag in Manang
Die Höhe machte sich bemerkbar. Nach einer unruhigen Nacht erwachten wir mit leichten Kopfschmerzen. Heutige Aufgabe: entspannen und akklimatisieren.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf dem Weg zum Chongar View-Point oberhalb von Manang. Die 400 hm gingen wir gemütlich in etwa einer Stunde. Nach einem kurzen Bogenweitschießwettbewerb mit dem kleinen einheimischen Isor und gemütlicher Lesepause, ging es zurück nach Manang. Der Rest des Tages wurde für Erledigungen, Rad-Aufbereitung, ACAP-Checkpoint und Essen genutzt. Wir sind schon angenehm nervös und aufgeregt was die nächsten Tage mit sich bringen.
Fazit: Nach den ersten anstrengenden Radltagen tat uns diese Pause sehr gut.

16. November – Tag 5: Manang (3550 m) – Throung Phedi (4450 m)
Der Tag vor dem Pass. Immer weniger radeln, immer mehr schieben. Um halb 8 starteten wir in Manang. Die ersten Höhenmeter schoben und fuhren wir nach Ghunsang. Auf den Weg dorthin, kreuzten sich unsere Wege immer wieder mit einem sympathischen Reiter, mit dem wir uns auf einen Tee in Ghusung verabredeten. Dort angekommen lernten wir einen netten Schweizer Trailläufer kennen, der schon seit April unterwegs war. Der letzte Lauf war mal schnell von Muktinath über den Pass! Nach unserem Plausch schoben und fuhren wir weiter nach Yak Kharka, wo wir auf 4000 m unsere Mittagspause machten. Der zweite Teil des Tages verlangte uns dann nochmal alles ab. Immer höher, kaum noch fahrbar und die Wege wurden schmäler. Wir fragten uns, wiiiiiie lange können 5 km sein? Wir ersehnten unser Tagesziel hinter jeder Kurve herbei.
Endlich angekommen in Throung Phedi auf 4450 m gönnten wir uns nach unserem Freudentanz eine Ruhepause. Am Abend saßen wir dichtgedrängt mit den übrigen Trekkern und Guides um einen kleinen Ofen.
Fazit: Die Annapurna mit dem MTB ist zwar nicht unbekannt, zollt aber vielen Trekkern und Nepalesen höchsten Respekt ab.

17. November – Tag :Thorung Pedi (4450 m) - Thorang La Pass (5416 m) – Muktinath (3700 m)
Der Pass-Tag. Nach einer schlaflosen Nacht und Kopfschmerzen ging es heute bereits um 5.00 Uhr zum Frühstück. Im Nachhinein betrachtet wäre ein späterer Aufbruch sinnvoller gewesen. Die ersten 500 hm in der klirrend kalten Morgendämmerung konnten wir glücklicherweise schiebend bewältigen. Thomas war glücklich über seine in Manang gekauften Wollhandschuhe. Durchgefrohren kehrten wir im Thorung HighCamp auf eine Tasse Tee ein. Mit den Gedanken wir hätten das Schwierigste hinter uns ging es weiter. Doch wir wurden eines besseren belehrt. Die folgenden 3,5 Km auf über 5000 Metern Höhe wurden zur Qual. Hinter jeder Kuppe erhofften wir den Pass herbei. Jeder Schritt  mit unserem MTB erforderte viel Energie. Thomas Motivation schwand und mit der Aussicht der Passüberquerung versuchte ich ihn so gut es ging zu motivieren.
Und da war er: der Thorang La Pass. Der höchste Punkt unserer Tour auf 5416 Metern. Sozusagen der Höhepunkt unserer Hochzeitsreise. Wind und Minusgrade zwangen uns zu einem schnellen Aufbruch.
Ab jetzt nur noch bergab Richtung Muktinath. Die ersten Meter bergab konnten wir nur schwer genießen, da unserer Hände gefroren waren. Anschließend wurde die Abfahrt immer schwerer (loses Geröll uns sehr steil). Dies führte zu meinem ersten Sturz und es sollte nicht der letzte gewesen sein. Im Gegensatz zu mir  hatte Thomas noch genügend Kraft und die bessere Technik. Im unteren Teil versuchte ich Thomas Linie zu folgen. Ein Fehler! Bei meinem zweiten Sturz ging ich über den Lenker, dass mir die Luft wegblieb. Meine Uphill-Fähigkeiten waren wieder einmal besser wie die Downhill-Fähigkeiten.
Fazit: Die härtesten 500 hm ever!!! (bergauf und bergab)

19. November – Tag 7: Muktinath (3700 m) – Marpha (2700 m)
Heute brachen wir verhältnismäßig spät auf. Um 9 Uhr fuhren wir aus reiner Gewohnheit erst mal bergauf. Die Landschaft und die Berge wirkten unwirklich. Oben angekommen begann die rasante Abfahrt auf sandigen, rutschigen und teils steilen Wanderwegen. Bis kurz vor der Brücke machten wir etliche Höhenmeter bergab. Dem folgte ein weiteres Steilstück mit Spitzkehren (Achtung Absturzgefahr!), bevor wir den Fluss Richtung Lupra überquerten. Hier folgten wir nicht dem Höhenwanderweg, sondern dem Flussbett bis zur Mündung am Talende. Immer wieder querten wir, teils abenteuerlich den Fluss. Wir folgten nun wieder der Jeep-Road bis nach Marpha. Extremer
Gegenwind und Sandstürme erschwerten uns die letzten Kilometer sehr. Bergab mussten wir heftig in die Pedale treten um voran zu kommen. In Marpha angekommen nächtigten wir im schönen Neru-Guesthouse, mit einem idyllischen Garten. Nachts hatten wir Besuch von einer kleinen Maus, die wir mit unserem letzten Schokokeks aus dem Zimmer lockten.
Fazit: Wir hätten früher starten sollen, um den heftigen Winden zu entgehen, welche meist am Nachmittag stärker wurden.


19. November – Tag 8: Marpha (2700 m) – Kokhetanti (2500 m)
NICHT UNSER TAG! Thomas erwachte mit Bauchschmerzen, die sich erst im Laufe des Tages beruhigten. Nach nur wenigen Kilometer hatten wir die erste Panne. Den erforderlichen Schlauchwechsel, zögerten wir bis zum Erscheinen der ersten wärmenden Sonnenstrahlen hinaus. Wir folgten wurzeligen Waldwegen, wobei ich immer mehr mit dem Folgen meines Sturzes am Pass-Tag zu kämpfen hatte. Mittlerweile tat jede Bewegung weh. Dann, eine schwerwiegende Fehlentscheidung durch den Navigator. Wir folgten bei einer Brücke nicht der Straße nach Tukuche, sondern wählten den Wanderweg. Nach etwa einer Stunde Herrumgeirre am Flussbett begleitet von stürmischen Windböen, entschlossen wir uns zur Umkehr um doch der Straße nach Tukuche zu folgen. Wir mussten dazu eine Hängebrücke überqueren, von der wir fast runter geweht wurden. An Fahren war nicht mehr zu denken und das Fahrrad hing bei der Querung waagerecht in der Luft. Wir hofften bei einer Pause in Tukuche unsere Negativserie zu überwinden. Weit gefehlt, schon am
Ortsausgang riss meine Kette erneut und auch die erste Reparatur schlug fehl. Nach dem zweiten Versuch hielt sie. Weiter ging es über die Jeeproad, wieder mit extremen Gegenwind und Sandböen. Nach jeder Kurve musste man sich für eine Windböe wappnen und gewahr sein vom Rad gepustet zu werden. Aufgrund meiner immer stärker werdenden Schmerzen im Brustkorb, entschieden wir uns bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit diesen Pannentag zu beenden. In Kokhetanti, einem kleinen Ort, bestehend aus drei Höfen, fanden wir eine urige Unterkunft, mit einer liebenswerten und immer lachenden Wirtin. Mit reichlich Dahl Baat und selbstgemachten Apfelwein (bei uns dad mas Obstla nenna) ließen wir den Abend ausklingen.
Fazit: Ohne Pech und Pannen wäre die Reise ja viel zu langweilig! Laut unserem Wirt waren die Windböen auch für die Gegend extrem und läuten eine Schlechtwetterfront ein.

20. November – Tag 9: Kokhethanti (2500 m) – Tatopani (1250 m)
Immer noch mit leichten Schmerz
en starteten wir morgens in Kokhetanti. Nun wieder bei traumhaften Wetter. Unser heutiges Tagesziel war Tatopani. Dafür mussten wir hauptsächlich bergab fahren. Anfangs auf gepflasterten Wanderwegen, später rasant abwärts auf der wenig befahrenen Jeeproad. Bei der Hälfte der Strecke hatte Thomas wieder mal einen Platten. Muss wohl am Fahrstil liegen.
Die Abfahrt machte auf jeden Fall sehr viel Spaß. Im Gegensatz zu den Fahrzeugen konnten wir die unzähligen Baustellen umfahren bzw. -tragen. Angekommen im traumhaften Tatopani entschieden wir uns einen weiteren Pausentag einzulegen, um die nun wieder tropischen Temperaturen zu genießen. Die Dhaulagri Lodge ist eine traumhafte Unterkunft, die sehr zu empfehlen ist. Die heißen Quellen haben wir dieses Mal zwecks Überfüllung nicht getestet.
Fazit: Bergab und bei gutem Wetter sind Schmerzen erträglicher.

21. November – Tag 10: Pausentag
Nach einem späten Frühstück wollten wir unsere Wäsche angebotenen Laundry-Service abgeben. Der nette Mitarbeiter zeigte uns daraufhin den Brunnen wo wir unsere Wäsche waschen sollten. Ein geselliges Huhn begleitete unseren Waschtag. Wäsche, Rad -  alles wurde für den letzten Teil unserer Reise gereinigt. Daraufhin machten wir einen kleinen Spaziergang und der Rest des Tages wurde gegessen und gechillt.
Fazit: So ein Pausentag hat auch mal was Gutes :-)

22. November – Tag 11: Tatopani (1250 m)– Gorephani (2860 m)
…. und die Maschine läuft wieder. Nach einem kurzen Stück auf der Jeep-Road nahm
en wir den Abzweig nach Ghorepani. Die ersten paar hundert Höhenmeter mussten wir immer wieder schieben. Anschließend wurde es flacher und der Boden etwas fester, sodass wir überwiegend fahren konnten. Dabei kam es kurz vor Shikra zu einem Missverständnis mit einem Yak und ihrem Kalb. Sie hatte Angst vor uns und wollte ihr Kalb beschützen. Zwecks mangelnder Ausweichmöglichkeiten ging das Yak immer wieder in Angriffsstellung. Die wen gewusst hätte, dass wir mindestens genau so viel Angst vor ihr hatten...
Ein Nepalese kam uns zur Hilfe und verschaffte uns freie Fahrt. Die Mittagspause gönnten wir uns in einem kleinen Restaurant in der Nähe vom ACAP—Checkpoint. Nepalesische Kinder hatten einen Heidenspaß abwechselnd auf unseren Rädern zu sitzen.
Bis Chitre ging es fahrbar weiter. Am Ende der „Straße“ mussten wir die Räder schultern und erklommen die letzten 300 hm über unzählige Treppenstufen nach Gorephani.
Fazit: Die Maschine läuft endlich wieder. Wir merkten an den unzähligen Reaktionen, dass Mountenbiker auf diesem letzten Abschnitt sehr selten sind. Sowohl Mensch wie Tier waren überrascht uns anzutreffen. Sche wars :-)



23. November – Tag 12: Gorephani (2860 m) - Poon Hill (3210 m) - Birethanti (1040 m)
Tag der Stufen!!! Der Wecker klingelte um 04.30 Uhr, mit dem Ziel den Sonnenaufgang vom Poon Hill aus zu sehen. Wir mussten schnell feststellen, dass wir nicht die einzigen waren, die auf diese Idee gekommen waren. Über zahllose Treppenstufen marschierten wir mit geschätzten 200-300 anderen Frühaufstehern im Gänsemarsch auf den 3210 Meter hohen Poon Hill. Bei eisigen Temperaturen erlebten wir einen tollen Sonnenaufgang mit Blick auf das Annapurna-Massiv. Beim anschließendem Frühstück riet uns der Hotelwirt den Weg über Ulleri zu wählen.
Wenn wir da schon gewusst hätten was uns erwartet. Fast 1600 hm Treppenstufen bergab !!! Dabei konnten wir nur anfangs Teilstücke fahrend bewältigen. Thomas hatte für eine Schrecksekunde gesorgt, indem in einem sehr steilen Abschnitt über den Lenker absprang und einige Treppenstufen weiter unten auf den Füßen landete. Dazu kamen noch 1-2 weitere Stürze, die zum Glück aber auch harmlos verliefen. Unser Abstieg mit dem MTB sorgte für viel Respekt und Interesse bei Einheimischen wie Touristen. Wir wurden unzählige Male gefragt was wir noch geplant haben und mit „good Luck“ verabschiedet.
Als wir unten ankamen, konnten wir eeendlich wieder auf der Jeep-Road bergab fahren und suchten uns eine schnuckleige Unterkunft am Wegrand (Anjana Lodge)
Fazit: Stufen – Stufen – Stufen (Thomas Schätzung: 12.000)
Für Nachfahrer: Es wäre schon bei Uleri (nach 3/4 der Strecke) möglich gewesen auf die Jeep-Road zu wechseln! Dies hatten wir leider verpasst.

24. November – Tag 13: Birethanti (1040 m) – Pokhara (900 m)
Fiiiiinale – Ohoooo! Nach einen kurzen Stück Jeep-Road bergab, kamen w
ir in den Ortskern von Birethanti, wo wir offiziell die Annapurna-Conservation-Area verließen. Für uns war trotzdem Pokhara das eigentliche Ziel. Überraschenderweise ging es von Birethanti komfortabel auf einer geteerten Straße rund 700 hm bergauf bis nach Kande. Nach unseren letzten Anstieg der Annapurna-Umrundung fuhren wir auf der Straße weiter Richtung Naudanda. Ab hier fuhren wir auf einem einsamen Schotterweg. Wir passierten urige Höfe und Reisfelder, eingebettet in eine tropische Waldlandschaft in welcher Affen in den Bäumen turnten.
Am ende des Weges, in Pame erschlug uns die Anzahl der Tagestouristen auf Leihfahrrädern aus Pokhara. Mit unserer Ausrüstung kamen wir uns dort etwas overdressed vor. Mit dem sehnlichen Wunsch nach einer Dusche und Blick auf den See radelten wir die letzten Kilometer zu unserem Ziel.
Fazit: Geschafft!!! Nach 13 Tagen inklusive 2 Pausentagen  - ca 350 km und 12.000 hm mit dem Höhepunkt auf 5416 m. Was für eine tolle Hochzeitsreise!!!!

Annapurna umrundet, und nun?

Die nächsten Tage verbrachten wir in Pokhara. Wir genossen die Vielzahl kulinarischer Angebote und nutzen die unzähligen Shopping-Möglichkeiten um erste Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Außerdem mussten wir uns von unserem uuuunglaublichen Waden-Muskelkater von unseren Stufentag erholen. Wir trafen auch Bekanntschaften von der Tour und ließen den Abend in gemeinsamer Erinnerung an die Annapurna ausklingen. Da noch ausreichend Zeit war, unternahmen wir noch zwei Tagestouren von Pokhara aus:

Tour I: Pokhara – Stupa-Radeltour
Erst durch den Großstadtjungel, dann über eine steile Jeeproad dem Berg hinauf. Wir besichtigten die Stupa und gönnten uns anschließend leckere MoMo´s als Stärkung für die super schöne Abfahrt die nun folgen sollte. Sehr flowig, mit Stufen und Wurzeln schlängelten wir uns durch den Wald hinab zurück in das Großstadtchaos.

Tour II: Tour in den Süden Pokharas
Wie immer fuhren wir zuerst durch den Straßenjungel, um anschließend 14 km auf der Teerstraße den Berg hinauf zu treten, bevor wir (glücklicherweise) auf die wenig befahrene Jeep-Straße Richtung Mattikhan wechselten. Am Bergkamm angekommen genossen wir die Aussicht ins Pokhara-Tal, bevor es steil über Treppen hinauf ging. Die Abfahrt konnte mit der vom Vortag leider nicht mithalten. Ruppig über Jeepstraßen gings bergab. Wir passierten ein Dorf mit tibetanischen Flüchtlingen und kamen wieder auf die Anfangsroute.

Busfahrt die Zweite
Die uuuuunendliche Reise begann mit der chaotischen Fahrt zur Minibusstation. Dort angekommen wurden wir von unseren Bikes gezogen und die Radl aufs Dach gepackt und dann ging es schon los. Allerdings zog sich die Busfahrt über 9 Stunden und zwischenzeitlich waren wir mit 21 Personen in dem für 16 Personen gedachten Kleinbus. Durch die Verzögerung mussten wir anschließend durch das nächtliche Kathmandu radeln. Für mich reinster Horror bei dem Verkehr! In unserem Hotel wurden wir sofort wiedererkannt und mit Fragen zu unserer Tour überhäuft. Wir verstauten die Räder und packten unsere Taschen, bevor wir den letzten Abend in Kathmandu genossen. Am nächsten morgen brachen wir frühzeitig auf zum Flughafen und machten uns auf die Heimreise.

Fazit: Hochzeitsreise is soooo anstrengend und soooo sche. Mia san uns beide einig das Ganze hat Zukunft. Die nächsten Touren sind schon in Planung.



Tipps:
Wir sind mit einem GPS Gerät (Garmin) unterwegs gewesen. Kartenmaterial gibt es im Internet zukaufen.

kostenfreier Download: GPS Track zur Tour:
>>> Annapurna Umrundung mit dem MTB (.gpx Datei)

>>> noch mehr Fotos von unserer Tour

Text: Martina Hinkel, Fotos: Martina und Thomas Hinkel