Freitag, 13. September 2019

Kaufberatung Kletterhelm

Wer beim Sport am Berg einen kühlen Kopf bewahren will, ersetzt die gute alte Wollmütze durch einen passenden Kletterhelm.

Was für Helmarten gibt es und welcher ist der richtige für mich?

Ein kurzer Ratgeber.

Grundsätzlich werden Bergsteigerhelme nach ihrer Konstruktionsweise in 3 Kategorien eingeteilt:

Hartschalenhelme, Hybridhelme und Inmold-Helme

Hartschalenhelme sind robust und relativ günstig, aber eher schwer (400 - 500 Gramm). Bei dieser Konstruktion ist in eine harte Plastikschale ein Gurtsystem eingearbeitet, welches bei Belastungen Energie aufnimmt.
Black Diamond Inmold Helm


Mit um die 200 Gramm sind die so genannten Inmold-Helme die leichtesten Kletterhelme. Diese Bergsteigerhelme sind aber nicht so robust und können brechen, wenn man sich auf den (im Rucksack verstauten) Helm setzt. Inmold-Kletterhelme bestehen komplett aus geschäumtem Kunststoff der durch Verformung oder Brechen Aufprall-Energie aufnehmen kann.




Hybridhelme sind ein Zwischending dieser beider Helmarten und sind bei einem Gewicht von 300 - 400 Gramm fast so robust wie Hartschalen aber nicht ganz so schwer. Diese Kletterhelme haben eine etwas dünnere Schale (im Vergleich zum Hartschalenhelm), welche im oberen Bereich eine Styroporeinlage zur Stoßdämpfung aufweisen.




Kletterhelm: Schutzhelm oder Sturzhelm

alpine Kletterei mit dem Petzl Sirocco
Die Normanforderungen in der EN12492 für Bergsteigerhelme dienen primär dem Schutz vor herabfallenden Gegenständen, also Steinschlag. Eine Auswertung von Unfalldaten aus den USA und der Schweiz ergab allerdings, dass Kopfverletzungen durch Stürze 12x häufiger als durch herabfallende Gegenstände auftraten. Deshalb sollten Kletterhelme auch gezielt auf den Schutz vor Anprallverletzungen ausgelegt werden. Beim modernen Sportklettern ist die Gefahr eines Auf- oder Anprall an die Felswand oder den Boden wohl mit der Gefahr durch herabfallende Gegenstände gleichzusetzen.


Von den drei Kletterhelm-Konstruktionen (Hartschale, Hybrid und Inmold-Helme) können einzig die komplett aus geschäumten Kunststoff (umgangssprachlich "Styropor") bestehenden Inmold-Konstruktionen einen Aufprallschutz bieten.
(Quelle: DAV Panorama / "Performance of Certified Climbing Helmets During Simulated Climbing Falls")


Einige Hersteller, wie z.B. Petzl, setzen sich daher für eine Überarbeitung der Norm ein und bieten bereits jetzt preiswerte Kletterhelme mit dem Label "TOP AND SIDE PROTECTION" an. Neben dem Petzl Boreo ist ebenfalls der Grivel Stealth HS ein solcher Helm mit neuartiger Hybrid-Konstruktion aus robuster Außenschale und geschäumter Innenschale.


Im Klettershop von denk-outdoor.de sind daher fast nur Helme mit Hybrid- oder Inmold-Konstruktion zu finden. Einzige Ausnahme ist der Edelrid Kletterhelm Ultralight, welcher aufgrund seiner robusten Konstruktion und Langlebigkeit im Verleih bei Hochseilgärten sehr beliebt ist.







Fazit:

Zum Sportklettern empfehlen wir aufgrund des besseren Schutzes vor Anprallverletzungen Inmold-Helme.

Für Klettersteige oder Hochtouren raten wir bei Bergsteigerhelmen zu einer Hybrid-Konstruktion.

Einige Inmold Modelle sind außerdem gleichzeitig als Ski-/Snowboard-, Fahrrad-, oder Wassersporthelme zertifiziert und erfüllen dadurch höhere Ansprüche an Aufprallschutz.
der Grivel Duetto erfüllt die Bergsteiger und Ski Alpin Norm

Tipps: Pflege und Transport von Kletterhelmen

Für den Transport im Rucksack den Helm ausstopfen (Brotzeit, Chalkbag,...) und umpolstern (Daunenjacke o.ä.) um Quetschungen zu vermeiden. Den Rucksack nicht auf den Boden werfen und auf keinen Fall darauf setzen.
Der Transport außen sollte mit einem Helmnetz geschehen, denn sonst besteht Gefahr der Beschädigung durch Felskontakt weil der Kletterhelm herumbaumelt.
Waschen mit klarem Wasser und Seife (keine chemischen Reinigungsmittel) und bei Zimmertemperatur trockenen lassen.
Für eine optimale Haltbarkeit sollte der Helm während der Lagerung vor direkter UV-Strahlung, extremen Temperaturen und Feuchtigkeit geschützt sein.