Posts mit dem Label Ultratrail werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Ultratrail werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 23. September 2021

Die Ultratour Monte Rosa

 ein Rennbericht von Florian Probst

Nach Regen folgt Sonnenschein

Ein Ultratrail beginnt nicht erst an der Startlinie, sondern schon ein knappes Jahr zuvor. Die Komplexität eines solchen Unterfangens mit unterschiedlichsten Anforderungen wie langen Anstiegen, technischen Downhills, Nachtlauf, Ernährung und Schlafmangel machen das Training hierfür sehr, sehr abwechslungsreich.

Jeder Lauf, der in dieser Zeit absolviert wird, dient einem gewissen Zweck. Mal sind es Intervalle, die einen schneller machen sollen und mal sind es lange Läufe, die darauf abzielen, den Fettstoffwechsel effizienter zu machen. Bei Wind und Wetter klopft man so eine Einheit nach der anderen ab und versucht den Großteil des Trainings mit dem Arbeitsweg abzugelten. Da kann es schon mal sein, dass man einen hügligen Marathon in den Beinen hat, wenn man den ersten Patienten in der Praxis empfängt. Diese ganze Trainingsmethodik muss stets mit Familie und Arbeit abgestimmt werden, damit der Familienfrieden gewahrt und der Geldbeutel voll bleibt. Wenn wir am Wochenende eine Bergtour gemeinsam als Familie machen oder Skifahren gehen, stehe ich so gegen vier Uhr auf und laufe schon mal zum vereinbarten Wanderparkplatz. Die Strecke von Raisting nach Lenggries oder Oberammergau ist sicher kein Trail-Leckerbissen, aber erfüllt den Zweck, Familie und Training zu kombinieren. Und das muss ich gestehen, sind die schönsten Tage, an denen nichts zurückstecken muss.

In der Vorbereitung auf Ultratrails wie die Ultratour Monte Rosa, plane ich meist drei bis vier Vorbereitungsrennen, um Rennluft zu schnuppern und die Tempohärte und Distanz zu erhöhen. Dieses Jahr war es, neben dem Hochkönigman, der Kitz Alpine Trail über 160 km mit Start in Fieberbrunn. Eine landschaftlich und technisch einzigartige Strecke, auf die sich die Trailläufer von Nah und Fern begeben.

Ich war schon sehr gespannt am Start, was mich da in den Kitzbühler Alpen erwartet. Abends um 18 Uhr fiel der Startschuss und das Feld wurde auf die 160 Kilometer lange und mit über 10000 Höhenmetern gespickte Strecke entlassen. Normalerweise fällt die ganze Anspannung von mir ab, wenn ich mich nach dem Startschuss auf die Reise mache. Für Gewöhnlich laufe ich von Beginn an mein eigenes Rennen und sauge die Eindrücke bei Tag und Nacht in mich auf. Aber dieses mal war es anders, denn ich ließ mich, was das Tempo und die Platzierung angeht, stark von anderen Läufern beeinflussen. Bei einer Laufzeit von 28 Stunden zahlt sich dieser Fehler in der zweiten Hälfte des Rennens böse aus. Es ging über den Wildseeloder, einem hochgelegenen Gebirgssee und zahlreiche Anstiege zum Hausberg von Kitzbühel. Oben am Kitzbühler Horn fühlte ich mich wahnsinnig gehetzt und schon ziemlich angezählt. Die große Versorgungsstation in Kitzbühel sollte mir helfen, etwas besser ins Rennen zu finden und die bis dahin aufgebrauchten Akkus wieder aufzuladen. Aber soweit kam es nicht, denn ein Versorgungsfahrzeug eines anderen Läufers (das ist übrigens bei Rennen wie diesen verboten) stand genau vor dem Zuweg zur Labe-Station, welche ich dringenst herbeisehnte. Und so kam's, dass ich an dieser vorbeilief. Immer weiter und weiter in Richtung "Streif", dem nächsten Anstieg. Als ich diesen schon einige Meter hinauf gelaufen bin, wurde mir mein Fehler bewusst. Telefonisch gab ich dem Veranstalter bescheid und beschloss einfach weiter zu laufen. Bis zur nächsten Versorgungsstation hatte ich sämtliche Gels, Riegel und Getränke aufgebraucht und kam am Zahnfleisch dort an. Ich war komplett am Ende und konnte meine Reserven auch nicht mehr auffüllen. Den Weiterweg über entschloss ich mich aufzuhören, da ich keinen Schritt mehr laufen, sondern nur noch gehen konnte. Das nennt sich DNF und heißt: "did not finish", was für Läufer normalerweise eine Tragödie ist. Für mich war es an diesem Tag eine wahre Erlösung, da ich mich von der ersten Minute an nicht wohl fühlte. Das heißt es also, wenn man nicht sein eigenes Rennen läuft. Etwas abenteuerlich, per Anhalter mit einem gewaltigen Holzrückewagen, trat ich meine Heimreise zum Startort an.

Drei Wochen nach dem Kitz Alp Trail stand die Ultratour Monte Rosa an. Das Highlight für Trailrunner in der Schweiz führt durch den Kanton Wallis, umgeben von namhaften Viertausendern. Die Anreise mit dem Auto war bei 8° Celsius und Nebel etwas abenteuerlich. Daher beschloss ich am Furkapass, die Nacht im Auto zu verbringen, weil Sicht und Wetter nicht sehr einladend waren. Nach einer erholsamen Nacht folgte ein sonniger Morgen mit bester Sicht über den Weiterweg. Das ist doch ein positives Signal für die folgenden Tage. Angekommen in Grächen, dem Startort, folgte die Startnummernausgabe und Materialkontrolle. Dann gab es Nudeln, zubereitet am Gaskocher vor dem Auto. Der Abend vor dem Rennen fiel sehr kurz und spartanisch aus, denn der Wecker sollte um 2 Uhr 45 zum Angriff läuten. Zähneputzen, Sonnencreme auftragen, Kaffee trinken, Rucksack umschnallen und ab die Post zum Start;

Da stand ich nun mit zahllosen anderen Athleten, die es kaum erwarten können, in die Finsternis entlassen zu werden. Um vier Uhr fiel der Startschuss, der das Feld in Bewegung setzte und die lange Reise einläutete. Zu Beginn führt die Strecke über einen schmalen Trail in Richtung Zermatt, das aber noch ca. 55 Kilometer entfernt lag. Hier wartete die erste große Labestation mit eigenem Dropbag. Bis dahin galt es aber den Anstieg zur Europa-Hütte, technische Trails zur Täschalp und die luftige Hängebrücke hoch über Randa zu absolvieren. Die Geschwindigkeit zu Beginn war, wie gewöhnlich, extrem hoch. Ich wollte auf keinen Fall den gleichen Fehler wie drei Wochen zuvor begehen. Daher konzentrierte ich mich, mein eigenes Tempo zu laufen und die technisch schwierigen Passagen unfallfrei zu überstehen. Es fühlte sich zu Beginn äußerst langsam an, aber nach und nach stieg in mir wieder dieses Gefühl der Neugier und der Freude am Laufen auf. Als dann das erste Zwischenziel Zermatt erreicht war, fühlte ich mich überraschend gut und begab mich auf den Weiterweg, der im Schatten des Matterhorns aufwärts führte. Es ging auf gut 2800 Meter, bevor es über einen flowigen Trail wieder hinab nach Zermatt ging. Wieder hieß es, Flaschen und Gels auffüllen, ausreichend trinken und weiter in den nächsten Streckenabschnitt. Nach kürzeren Anstiegen folgte ein zwanzig Kilometer eher flacher Abschnitt nach Sankt Nikolaus. Wie sich im Nachhinein herausstellte, sollte hier das Rennen für viele Läufer zu Ende sein. Ich hatte mit der Hitze etwas zu kämpfen und verbrauchte meine gesamten mitgeführten Getränke bis zum Erreichen der Versorgungsstation. Dass der nun folgende Teil der Strecke wieder steil bergauf führte, wirkte daher eher positiv auf mein Gemüt, weils mir am meisten Spaß macht bergauf zu rackern.

Dabei konnte ich wieder etwas Zeit auf den vor mir laufenden Franzosen gut machen und wir liefen gemeinsam über Törbel weiter nach Visp. Bergab machte ich weiteren Boden gut und der Anstieg nach Visperterminen, dem nächsten großen Versorgungsort, konnte ich noch beim letzten Tageslicht zurücklegen. Der Canadier James lief hier auf mich auf und wir wechselten ein paar Worte bei einer unglaublich guten Minestrone. Es folgte die Nacht und der lange Anstieg zur Weismies-Hütte. Den Zustieg zur Hütte kannte ich noch von einer früheren Hochtour zum Weismies. Wenn der Blick mal übers Tal zur anderen Talseite abschweifte, konnte man die anderen Läufer, welche hinter einem lagen, erkennen. Wie eine Lichterkette markierten sie den bereits absolvierten Weg hoch über Visp. Wir beide mussten aber hoch zur Weismies-Hütte, wo die nächste Versorgungsstation auf uns wartete. Nach einem schier endlosen Anstieg kamen die Lichter der Hütte zum Greifen nah. Oben angekommen spürte man, welche Strapazen hinter einem lagen und das "Wieder-los-laufen" fiel schon etwas schwer. Aber einige Meter weiter waren wir beide wieder im rasanten Abstiegsmodus. Vorbei an Saas Almagel ging es nach Saas Fee, der letzten großen Labestation vor dem Ziel. 21 Kilometer und knapp 1700 Höhenmeter trennten uns von unserem Ziel- und Ausgangsort. Dieser Streckenabschnitt forderte neben einer gehörigen Portion Kraft auch ein hohes Maß an Koordination, denn der Weg schlängelte sich durch Blockfelder, Schuttreissen und teils seilversicherten Passagen. Es kostete viel Energie, nicht an Tempo zu verlieren. Aber im Hinterkopf konnte man sich schon auf die baldige Zielankunft freuen. Die Hannigalp markierte das Ende des technisch schwierigen Abschnitts und den Start des letzten Downhills hinab ins Ziel. Volles Ballett und doch etwas kontrolliert war die Devise.

Und dann war es so weit: das Ziel in Grächen war nach 29 Stunden und 31 Minuten als Drittplatzierter erreicht. Eine unglaubliche Reise mit vielen Hochs und wenigen Tiefs lag hinter mir. Zahllose beeindruckende Bilder, freundliche Helfer und schier unendliche Zufriedenheit machten sich in mir breit.

Für die Unterstützung möchte ich mich beim Team von DENK-OUTDOOR.DE bedanken und wünsche euch viele schöne Momente in den Bergen und beim Laufen!

Mit sportlichen Grüßen,
Euer Flo

Mittwoch, 14. Juli 2021

Österreichische Meisterschaft im 24-Stunden Trailrunning

ein Rennbericht von Florian Probst

Hochkönig-Special Edition - Österreichische Meisterschaft im 24-Stunden Trailrunning


Coronabedingt war das Jahr 2020 mehr als eine Herausforderung für alle. Sportveranstaltungen standen so gut wie keine mehr im Kalender und auch sonst war die Stimmung eher gedämpft unter den Läufern. 2021 sollte sich das aber wieder ändern - so wünschte es sich zumindest jeder von uns. Aber die Inzidenz-Werte sanken nur langsam. Was zur Folge hatte, dass es im Frühjahr 2021 erneut zahllose Stornierungen von Laufveranstaltungen hagelte. Wieder mussten sich Läufer und Veranstalter mit Terminverschiebungen abfinden.

Ein wirklich zäher Knochen was Ausdauersport und Wettkampf-Organisation angeht konterte mit eisernem Willen dieser Welle der Stornierungen. Thomas Bosnjak setzte alle Hebel in Bewegung, um in Maria Alm jedem willigen Ultratrail-Läufer das Laktat in die Oberschenkel zu pumpen. Den ursprünglichen Hochkönigman musste Thomas verschieben. Was aber nicht hieß, dass der Saisonstart weniger anstrengend ausfallen sollte. Um die Vorgaben der Regierung einzuhalten, entschloss er sich ein 3-, 6-, 12- und 24-Stundenrennen im Rahmen der Österreichischen Meisterschaft auf die Beine zu stellen. Die Runde, die es dabei zu absolvieren galt, führte auf den Hausberg von Maria Alm - den Natrun. Dabei galt es 440 Höhenmeter und 6,5 Kilometer so oft als möglich abzuspulen. Start und Ziel waren an der Talstation der Natrunbahn, wo sich die Läufer ausgiebig stärken konnten und die Zeitnahme statt fand.

Der Startschuss fiel um 12 Uhr mittags bei strahlendem Sonnenschein und die Horde Verrückter machte sich bestens gelaunt auf den Weg zum Gipfel. Dabei führte der Weg über wurzelige Trails, steile Skipisten und im Slalom durch grasende Kühe. Am Gipfel wartete ein großer, klarer Stausee, der einem die Möglichkeit bot, sich während des Rennens abzukühlen. Die Teilnehmer, Helfer und auch der Veranstalter waren bestens gelaunt, denn es hieß wieder Startnummer umschnallen und losballern. Man spürte es ganz intensiv, was es für jeden Läufer bedeutete sich mit Gleichgesinnten zu messen, denn ein jeder feuerte seine Mitstreiter an und motivierte einander.


Das Rennen nahm seinen Lauf und es zeichnete sich unter den 24h - Läufern eine kleine Gruppe ab, die die Führung übernahm. Ich versuchte in dieser Gruppe mein Tempo zu finden und ließ es ruhig angehen. Bergauf konnte ich dabei ganz gut mithalten und die Umrundung vom See nach den ersten 440 Höhenmetern fühlte sich noch ganz ordentlich an - das sollte sich aber noch gewaltig ändern ;-) Der Abstieg führte Großteils der Aufstiegsroute und so hatte man einen guten Überblick, wie sich die anderen Athleten schlugen. Im Downhill musste ich, wie gewohnt als schlechter Bergabläufer, den ein oder anderen ziehen lassen. So verging Runde für Runde und man lernte immer mehr mit der Strecke umzugehen, um in steilen Anstiegen nicht zu viele Körner zu verschießen. Ein echtes Highlight bei der aufkommenden Monotonie war jedes mal der Zieldurchlauf. Hier warteten die Helfer mit motivierenden Worten, isotonischen Getränken und fester Nahrung.

Als sich die Nacht ankündigte, hieß es “Hirabira” aufsetzen und immer weiter, immer weiter,... Über den Leoganger Steinbergen deutete ein imposantes Wetterleuchten an, was uns demnächst bevorstehen sollte. So hieß es in der ersten Nacht, von Blitz zu Donner zählen und durch drei teilen. Die vorüberziehende Gewitterzelle streifte uns zum Glück nur und das Rennen konnte unbeeindruckt weitergehen. Vorsicht war geboten, denn die Wurzeln und Steine waren vorübergehend glitschig und nass.
Moralisch am schwierigsten fiel mir die Zeit so gegen drei Uhr früh. Nass vom Regen und etwas fröstelnd war es jedes mal schwer, sich im Start-Ziel-Bereich erneut auf die Strecke zu begeben. Ich wusste zu dieser Zeit, dass ich meine Verfolger einmal überrundet hatte. Also wäre es möglich gewesen, sich mal etwas auszuruhen. Aber ich wollte dieses Rennen so gut als möglich als Vorbereitung für kommende Rennen nutzen. Daher gab es keine größeren Pausen und ich konnte meinen Vorsprung auf die Verfolger weiter ausbauen. Nach dem Motivationstief kam mit dem Sonnenaufgang wieder die Lust am Laufen, was jetzt nicht mehr allzu geschmeidig aussah. Bergab fühlte es sich eher an, als würde man einen Klappstuhl den Berg runter werfen. Einer der Helfer, der mir mit Zurufen in den letzten Stunden immer wieder aus der Motivationspatsche half, informierte mich, dass ich die 9000 Höhenmeter-Marke knacken könnte. Das hörte sich doch nach einem Ziel an, dachte ich und versuchte nochmal etwas auf die Tube zu drücken. Nach gut 20 Stunden hört sich das spritziger an, als es in Wirklichkeit war.

 

Aber nach gut 23 Stunden war es soweit und ich hatte mit 9240 Höhenmetern und 136 Kilometern mein Ziel erreicht. Der erste Platz war die Belohnung für die 21 mal rauf und runter laufen. Österreichischer Meister im 24-Stunden Trailrunning wurde ich leider nicht, weil ich kein ÖSTERREICHER bin ;-)

Vielen Dank an das Team von denk-outdoor.de für deren Unterstützung. Die Stirnlampe von Ledlenser und die Regenjacke von Dynafit GTX Shakedry waren Gold wert.

Mit sportlichen Grüßen
euer Flo

Montag, 13. Juli 2020

Fastest Known Time oder doch Weitwandern

ein Bericht von Florian Probst

Der König-Ludwig-Weg mit 120km und rund 2000Hm


Dass im Jahr 2020 alles Kopf steht, ist nichts Neues mehr. Umsatzeinbußen, Kurzarbeit, Behandlungsverbot, Systemrelevanz und noch tausende andere negativbehaftete Schlagwörter bestimmen unseren Arbeitsalltag. Dass dieses Jahr bisher keine Rennen stattfanden ging in dem ganzen Chaos gänzlich unter. Ist ja nicht so wichtig, dachte ich. Aber es ist eben für jeden Sportler das Salz in der Suppe, sich Ziele zu setzen und  sich darauf vorzubereiten. Außerdem lenkt es von dem Masken- und Desinfektionswahnsinn ab, wenn man völlig unbeschwert und alleine durch die Wälder ballert.

Also, ein Ziel muss her und ein kleiner Formtest. So wie es aussieht, könnten im August wieder Ultratrails in Österreich und Deutschland stattfinden. Das heißt es geht wieder los.

Formtest oder Wahnsinn???

Beim täglichen Training auf dem Weg zur Arbeit nimmt man die ein oder andere Kleinigkeit am Wegesrand schon gar nicht mehr wahr, weil man schon unzählige Male die  Hometrails abgelaufen ist. Wegweiser zum Beispiel spielen im Training überhaupt keine Rolle mehr. Aber irgendwie fiel mir dann doch einmal ein kleines Detail auf den Pfeilen am Wegesrand auf, welches mich ins Grübeln brachte. Ein „K“, welches für den König-Ludwig-Weg steht. Im Internet fand ich schnell verschiedene Wegbeschreibungen, welche den Weitwanderweg von Berg am Starnberger See zum Schloss Neuschwanstein beschreiben. Die Landroute ist diejenige, die einen Läufer eher anspricht, denn mit dem Dampfer über den Ammersee überzusetzen und die Strecke damit zu verkürzen, passt nicht wirklich ins Laufkonzept eines Langstrecklers. Bei der weiteren Internet-Recherche stolperte ich über eine Homepage mit dem Namen „Fastest Known Time“. Hierbei handelt es sich um eine Plattform, die Laufstrecken unterschiedlichster Länge, in allen Herren Ländern aufführt. Dabei kann in jedem beliebigen Land nach Laufstrecken und den dazugehörigen Aspiranten, die diese bereits unter die Sohlen genommen haben, gesucht werden. Als ich als Suchbegriff den König-Ludwig-Weg eintippte, kam auch prompt die Wegbeschreibung und Details wie Distanz und Zeiten, welche bereits durch andere Läufer erzielt wurden. Die aktuelle Bestzeit lag bei 16:35 Stunden und war schon mal eine gute Orientierung, wie lange ich wohl auf den Beinen sein werde. Jetzt musste lediglich noch der GPS-Track auf die Navigations-App geladen werden und der Spaß kann beginnen.

Start am Ammersee


Der Start ist dieses Mal nicht im Startblock, sondern am Ufer des Starnberger Sees direkt an der Stelle, an der der König freiwillig oder unfreiwillig sein jähes Ende fand. Ganz einsam symbolisiert ein Kreuz im See den Todesort und gleichzeitig den Startpunkt des Weitwanderwegs. Um 5 Uhr morgens lief ich also los, um die Strecke von 120 Kilometern bei Helligkeit in Hohenschwangau am Königsschloss zu beenden - so war zumindest das Ziel. Am Ostufer des Sees ging es nach Starnberg, danach in die Maisinger Schlucht und weiter Richtung Andechs. Die Strecke führte größtenteils über Schotterwege und kurze Trails. Im Kloster Andechs lud ein Brunnen zum ersten Flaschenauffüllen ein. Der Weiterweg führte über die Erlinger Höhe nach  Pähl und Raisting. Dabei konnte man schon mal die noch folgende Wegstrecke einsehen. In Raisting meinem Heimatort war es ein Heimspiel für mich: Getränke auffüllen, Müsliriegel einstecken, einen kurzen Espresso schlürfen und weiter ging die Reise. Die Strecke ist identisch mit dem Jakobsweg und so kann man auf dem Weg die ein oder andere Entfernungsangabe nach Santiago bestaunen. Aber fürs erste reicht mir das Schloss Neuschwanstein. Die Strecke hinter Raisting wird etwas hügliger und führt nach vielen kurzen Anstiegen auf den höchsten Punkt der Strecke, dem Hohenpeißenberg. Eine unglaubliche Aussicht und die berühmte Wahlfahrtskirche markieren genau die Hälfte der Strecke. Leider kann ich mich dafür wenig begeistern, weil ich komplett am Ende bin. Ich hatte in der Hitze etwas zu wenig getrunken und musste etwas Körner lassen. Mit Leitungswasser und Brausetabletten versuchte ich den Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen. Etwas zaghaft nehme ich als nächstes  den kurzen Downhill hinab zur Ammer in Angriff. Was nach einer kurzen Forststraße folgt, ist wahrscheinlich das Highlight der Strecke. Die Ammerschlucht lässt jeden Trailläufer frohlocken – schmale Trails mit kurzen Auf und Ab’s lassen einen durch den Buchenwald hoch über der Ammer rollen, bis einen irgendwann der Weg mitten in Rottenbuch am nächsten Kloster ausspuckt. Hier gibt’s das lang ersehnte Cola und gleich noch einen Spezi hinterher. Die Beine fühlen sich schon ziemlich schwer an nach der Pause, aber ich finde bis Wildsteig wieder etwas den Takt und die verbleibenden Kilometer auf der Uhr purzeln langsam aber stetig. Bis zur Wieskirche ist die Strecke nicht besonders aufregend und so spielt der Kopf hier eine entscheidende Rolle. Immer wieder muss man sich selbst einen Tritt in den Hintern geben, um nicht in den viel gemütlicheren Wanderschritt zu verfallen. Aber nach einer kurzen Stärkung an der Wies‘ geht es über den Brettleweg nach Steingaden. Hier ist die Strecke wirklich wieder ein Schmankerl, denn der folgende Streckenabschnitt führt durch ein Moor über die besagten „Brettle“. Auf der gesamten Strecke trifft man auf Fernwanderer, die mit großen Rucksäcken etwas neidisch auf mein kleines Lauf-Rucksäckchen spechten. Sie legen die Strecke in vier bis fünf Tagen zurück und nutzen die zahlreichen Unterkünfte an den Wahlfahrtsorten zur Rast und Übernachtung. Für mich geht es weiter nach Prem. Hier sollte der letzte kurze Stopp sein, um Wasser aufzufüllen und eine Kleinigkeit zu essen. Doch danach war irgendwie die Luft raus. Immer wieder musste ich gehen oder stehenbleiben, weil mich Krämpfe plagten. Als Tipp würde ich empfehlen, ausreichend Elektrolyt-Tabletten in den Rucksack zu packen, um genau dies zu verhindern. Es waren nur noch rund 25 Kilometer, aber die kamen mir schier unendlich vor. Den Tegelberg an dessen Fuß Neuschwanstein liegt, sieht man von nun ab pausenlos und der kam und kam nicht näher. Spätestens hier war für mich nicht mehr der Weg das Ziel, sondern das Ziel war das Ziel. Aber auch dieser Abschnitt lag irgendwann hinter mir und ich stand am Fuße des kleinen Anstiegs zum Schloss. Die Zeitangabe auf dem Wegweiser ließ mich kurz zusammenzucken. „45 Minuten bis zum Schloss!“ Puh, ich dachte eigentlich, dass es sich nur noch um ein paar Minuten handeln würde… Und so war es letztlich auch, denn in circa 10 Minuten stand ich vor den Mauern des Schlosses. Das Schild mit der ominösen Zeitangabe galt wohl eher für gutbeleibte Urlauber, die sich vor Corona hier tummelten.

Am Ziel: Schloss Neuschwanstein


Trotz des kleinen Einbruchs zum Schluss konnte ich mit 13:27:04 Stunden die Zielzeit von gut 16 Stunden unterbieten.



Falls Du eine kleine Herausforderung direkt vor der Haustür suchst, sind die Weitwanderwege zumindest eine Alternative zu Ultratrail-Veranstaltungen. Dabei liegt die Herausforderung unter anderem in der Versorgung mit Flüssigkeit und Lebensmitteln.

Beispielsweise der Goldsteig im Bayerischen Wald, der Berliner Höhenweg in den Zillertalern oder der Stubaier Höhenweg sind nur drei der zahlreichen Langdistanzen, die wir in Zukunft ablaufen könnten.

Und um vorübergehende Motivationslöcher auf der Strecke zu überbrücken, kann man sich an den schon gelaufenen Zeiten auf fastestknowntime.com orientieren. So, ihr habt bestimmt schon ganz unruhige Beine und vielleicht eine neue Herausforderung;-)


Viel Spaß beim Stöbern, Planen und Laufen wünscht euch euer Flo

Montag, 25. Mai 2020

Equipment für einen Ultratrail

ein Erfahrungsbericht von Florian Probst

Der bekannte Spruch so viel wie nötig und so wenig wie möglich trifft es beim Laufen wohl am ehesten auf den Kopf. Es gibt unzählige Gegenstände, die von Magazinen und Blogs angepriesen werden, unabdingbar im Gepäck eines Trailrunners zu sein. Jeder Gebrauchsgegenstand, von der Jacke bis zum Stock, sollte bei aller Funktion auch noch leicht und gut zu verpacken sein. Die Leichtigkeit und Einfachheit des Laufens steht selbst auf den langen Ultratrails (100-160 km), die über mehrere Tage und Nächte gehen, im Vordergrund.

Die folgende Packliste hat sich bei meinen Ultratrails in den Alpen durchaus bewährt und kann nach belieben an andere Streckenprofile angepasst werden.
Flache Ultratrails, wie beispielsweise der Innsbruck Alpine Trailrun erfordern nicht zwangsläufig Stöcke. Die 3500 Höhenmeter fallen auf die Distanz von 85 Kilometern eher leichter aus, als es die Zahlen vermuten lassen. Spikes dagegen waren im letzten Veranstaltungsjahr Vorschrift, da die Strecke noch ziemlich viele Schneefelder aufwies.




Aber jetzt zum Material, das man in den Laufrucksack packt:


Der Laufrucksack gilt als Herzstück deiner Ausrüstung. Dieser sollte eng anliegen, nicht zu groß im Fassungsvermögen und praktisch in der Handhabung sein. Du solltest den Großteil der Fächer erreichen, ohne den Rucksack ablegen zu müssen. Die Taschen am Rücken sollten euer gesamtes Equipment fassen. In den vorderen Taschen findet vorzugsweise Proviant, wie Riegel und Gels, Platz. Diese sollten ebenfalls simpel in der Handhabung sein und eine einhändige Bedienung erlauben. Neben der Brotzeit sollten die Vorrichtungen für die Softflasks angeordnet sein.
Softflasks sind Faltflaschen mit jeweils - idealerweise - 500ml Fassungsvermögen. Du musst in der Regel drei davon mitführen. Eine davon kannst du leer in den Rucksack packen. Es gibt die Trinkflaschen mit großen und kleinen Öffnungen. Für was du dich entscheidest, ist Geschmackssache. Du solltest aber bedenken, wenn du eine davon mit einer großen Öffnung mitführst, kannst du dir den Trinkbecher, der ebenfalls auf der Liste der Pflichtausrüstung steht, sparen ;-). Ich persönlich verwende Rucksäcke mit 8-12 Liter für die 160 Kilometer. Bei den kürzeren Trailläufen, wie dem Stubai Ultratrail beispielsweise,  kannst du locker auf einen 5-Liter-Rucksack zurückgreifen. Ziel ist es stets, das Equipment unter zubringen und ein Wippen oder Scheuern zu vermeiden. Noch was: kleine Gefriertüten oder Ziploc-Beutel und Gummiringerl schützen vor Nässe und lassen eine gewisse Ordnung zu.

Die Trailrunningschuhe beim Ultratrail spielen eine große Rolle. Allerdings hängt die Wahl der Schuhe wirklich von eurem Geschmack ab. Wenn Topläufer mit Schuhen von Salomon, Hoka und Adidas unterwegs sind, liegt das meist nicht daran, dass es sich um das beste Material handelt, sondern eher um einen schwergewichtigen Sponsorenvertrag. Du bist mit deinen Schlappen Stunden in unwegsamen Gelände unterwegs. Schnee, Matsch, rutschige Felsen oder wurzlige Bergab-Passagen verlangen von dir und deinen Schuhen gute Traktion und vor allem Schutz. Daneben soll der Laufschuh natürlich noch geil aussehen, was ja bekanntlich das wichtigste ist :-) Was das Gewicht angeht, sollte der Schuh nicht allzu viel über 300 Gramm pro Stück auf die Waage bringen. Das denke, ist ein guter Richtwert. Was Dämpfung und Vortrieb angeht, solltest du abwägen, was dir persönlich am Wichtigsten ist. Viele der Topläufer verzichten auf Komfort, um den Abdruck beim Laufen nicht negativ zu beeinflussen. Aber das ist alles Geschmackssache. Bei der Dämpfung kann aber auch ein Zuviel bedeuten, dass der Schuh instabil im unwegsamen Gelände wird und so ein gewisses Risiko birgt. Was die Traktion der Schuhe betrifft, würde ich von zu ausgeprägten Stollen an der Fußsohle abraten. Grip ist natürlich wichtig, aber du bist Läufer und  legst vor allem Wert auf Vortrieb. Trailrunningschuhe besitzen in der Regel ausreichend Profil um in unwegsamen Gelände den Halt nicht zu verlieren.



Die Faltstöcke bei Ultratrails haben sich mehr als bewährt. Das Material der Wahl ist Carbon und die Länge sollte am Ellbogen abgemessen werden. Der Ellbogen steht beim Halten der Stöcke ungefähr im rechten Winkel. Während viele erfahrene Läufer die Stöcke lediglich beim Bergauf-Laufen verwenden, kommen sie bei mir auch beim Downhill zum Einsatz, um meine Gelenke bei der Talfahrt zu entlasten. Als wichtig empfinde ich die Leichtigkeit der Faltstöcke. Daher solltest du auf die Verstellmöglichkeit verzichten, denn du wirst die Stöcke stundenlang in den Händen halten. Da zählt wirklich jedes Gramm! Die Befestigung am Rucksack kann nach Lust und Laune vorgenommen werden. Ich empfehle, vor dem Ultratrail Stöcke und Rucksack bei einem Trainingslauf zu verwenden, um das Handling der Befestigung während des Laufens zu üben. Moosgummi-Griffe, die mehrere Griffpositionen zulassen, um den Stock etwas kürzer zu nehmen, helfen die fehlende Verstellmöglichkeit zu kompensieren. Du kannst diese dann auch nach Lust und Laune, ähnlich wie beim Skitourengehen, verwenden.

Jacke und Hose müssen wasserdicht sein, dabei wird in einigen Fällen sogar die Wassersäule vorgeschrieben. Es versteht sich von selbst, dass die Laufbekleidung dir passen sollen. Du kannst dir vor Auswahl der Größe überlegen, ob du die wasserdichte Jacke über oder unter dem Laufrucksack tragen willst. Ich selbst hab die Jacke so gewählt, dass ich diese auch über dem Rucksack tragen kann. Das hat den Vorteil, dass der Rucksack weniger Nässe abbekommt und ich sie während des Laufens an- und ausziehen kann. Die meisten Veranstalter schreiben im Ernstfall bei Schlechtwetter vor, dass keine Haut sichtbar sein darf. Daher ist auf eine Kapuze zu achten. Taschen sollte die Jacke eher wenige haben, da diese bei Tragen des Rucksacks keinen Nutzen haben und bei längeren Bergab-Passagen kann es zu Scheuerstellen führen. Warum brauche ich eine Regenhose – die trage ich sonst auch nie? Das hab ich mich auch immer gefragt. Allerdings führen die Ultratrails oft über Gipfel und Pässe über 3500 Meter Meereshöhe und das ganze bei Nacht. Damit man da selbst bei Wind, Schnee und Graupel nicht den Spaß verliert oder sich gar Erfrierungen holt, benötigt ihr eine Regenhose. Um zusätzlich die Isolation zu verbessern, könnt ihr auf Beinlinge zurückgreifen. Prüfe am Tag vor dem Start noch einmal den Wetterbericht für die Region in der du unterwegs bist (achtet auch auf die Temperaturen bei Nacht und in der Höhe!).

Spikes benötigt ihr bei Rennen wie dem Pitz Alpine Glacier Trail. Wie der Name schon verrät, geht es über eine Gletscherpassage und die Spikes geben einem den nötigen Halt. Die Spikes von Snowline Chainsen habe ich seit sechs Jahren und sie zeigen trotz mehrmaligem Gebrauch in Training und Rennen nur geringe Gebrauchsspuren auf. Freiwillig würde ich die Schneeketten mit ihrem Gewicht nicht unbedingt in den Rucksack packen, aber sie werden bei immer mehr Rennen Teil der Pflichtausrüstung, da sie bei widrigen Bedingungen ordentlich Traktion und Sicherheit gewährleisten.

Schlauchtücher und Handschuhe sind ebenfalls nützlich,dienen dem Schutz vor Kälte und Nässe und sind auf jeder Pflichtausrüstung zu finden. Meine Lieblingshandschuhe sind extrem leicht und schützen daher nur bedingt vor eisigen Temperaturen. Als Alternative bei Schlechtwetterprognose verwende ich eher wärmere.



Stirnlampen muss man meist sogar zwei Stück mit Ersatzbatterie bei der üblichen Rucksackkontrolle vorzeigen. Nur wer die Pflichtausrüstung mit sich führt, wird vom Orga-Team in den Startblock weiter gewunken. Hier kannst du dich für eine leistungsstarke Kopflampe und eine Notvariante mit geringem Gewicht entscheiden. Die Ledlenser MH 10 sorgt schon seit Jahren zuverlässig für klare Sicht bei jedem Downhill. Allerdings habe ich ein zusätzliches Band hinzugepfrimelt, das direkt über dem Mittelscheitel liegt. Das würde ich euch auch empfehlen, damit die Lampe nicht nach unten wandert. Als Notlämpchen habe ich eine kleine Stirnlampe mit geringem Packmaß in den Rucksack gepackt. Hier zählt das geringe Gewicht und Packmaß. In seltenen Fällen muss man ein rotes Rücklicht mitführen. Dieses gibt's für wenige Euronen beim Fahrradhändler. Versuche hier nicht zu tricksen und beispielsweise die Ersatzbatterien einzusparen, sonst droht das Ende deines großen Traums, bevor der Startschuss fällt.

Erste Hilfe und Biwacksack führe ich immer mit, habe ich aber glücklicherweise noch nie benötigt. Trailrunning ist bei einer adäquaten körperlichen und logistischen Vorbereitung nicht gefährlicher als Bergwandern. Falls es doch einmal zu einer Notsituation kommen sollte, dürfen Verband, Rettungsdecke, Wundkompressen, Handschuhe, Biwaksack und Mobiltelefon nicht fehlen. Der Biwaksack von Ortovox begleitet mich bei langen Ultratrails. Ach ja, als Linsenträger habe ich immer noch ein Paar Linsen im Notgepäck.

Laufbekleidung, wie Shorts, T-Shirt und Longsleeves sollte auf jeden Fall leicht und angenehm zu tragen sein. Auffällige Farben dienen hier auch der Sicherheit und erleichtern im Notfall die Suche. Die Laufbekleidung hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt, was Passform und Bewegungsfreiheit angeht. Der Unterschied zu „normaler“ Outdoorbekleidung schlägt sich nicht nur im Gewicht nieder, sondern ist bei langer Tragedauer auch deutlich spürbar.

GPS und Laufuhren gibt es wahrscheinlich genau so viele wie Turnschuhe für's Trailrunning. Daher muss sich jeder überlegen, wie viel Geld er hier ausgeben will. Dabei bestimmt die wichtigste Funktion, die Batterielaufzeit den Preis. Von was ich definitiv abrate, ist das Tracking über das Mobiltelefon. Dieses brauchst du vor allem im Notfall oder bei Rennabbruch. Hier ist ein aufgeladener Akku überlebenswichtig. Ebenfalls unbrauchbar sind meiner Meinung nach große GPS-Geräte. Das Gewicht für Gerät und Ersatzbatterien sprengt jeden Rahmen beim Laufen. Wenn du nicht gleich 500 Euro für eine Uhr mit GPS-Funktion ausgeben wollt, besorge dir beim Veranstalter Kartenausschnitte von der Strecke. Das Streckenprofi findest du praktischerweise oft auf der Startnummer.

Die Verpflegung, die du für den Ultratrail in den Rucksack packst ist nicht so wichtig, wie vermutet. Die Labe-Stationen auf der Strecke bieten hoffentlich alles, nach was du dich zu jeder Tages- und Nachtzeit sehnst. Lediglich eine Notration an Riegel oder Gel sind Teil der Pflichtausrüstung. Wenn es die Möglichkeit gibt, Packsäcke im Vorfeld zu schnüren, die du auf der Strecke nutzen kannst, ist das wieder ein Thema für sich...

Was noch fehlt sind Gegenstände wie Sonnenbrille, Sonnencreme und Dinge, auf die du nicht verzichten kannst. Aber halte dich zurück, zu viel einzupacken. MP3-Player mit Oversize-Kopfhörer haben in den Bergen sowieso nichts zu suchen, weil du alle Sinne in der Natur nutzen solltest, um dich und andere zu schützen. Ärmlinge und Beinlinge setzen sich als Ersatz für lange Kleidung zunehmend durch, da sie Isolation unter der Regenschicht bieten und ein geringes Packmaß und Gewicht aufweisen.

Zum Schluss kannst du sehen, wie wichtig eine gute Vorbereitung beim Trailrunning über die Langdistanz ist. Wenn du dir beim Equipment unsicher bist, sprich die Jungs von denk-outdoor.de an, die beraten dich gerne was selbst die kleinsten Details angeht. Bedenke beim Kauf und beim Packen deines Materials, dass die Sicherheit an erster Stelle steht, aber danach sofort das Gewicht des Materials kommt. Bei der Auswahl deiner Ziele gibt es keine Grenzen. Du kannst Ultratrails in weit entfernten Ländern bestreiten, oder die Klassiker in den Alpen unter die Füße nehmen. Also, RAUS MIT DIR!

Euer Flo      
  

Donnerstag, 4. Juli 2019

Rennbericht zum Stubai Ultratrail

ein Bericht von Florian Probst

Zugegeben, wenn man um fünf Minuten vor Mitternacht vor dem Landestheater in Innsbruck im Startblock steht, denkt man nicht, dass man alles richtig gemacht hat. Viel mehr fragt man sich, was einen da jedes Mal wieder aufs Neue reitet, den Button „verbindlich anmelden“ zu drücken.




Egal, jetzt ist’s eh zu spät und es knallt auch schon der Startschuss. Dicht hinter einem Polizeiauto windet sich eine Schlange aus einem Haufen bunt zusammengewürfelter Trailrunner aus aller Welt. Die Strecke führt zu Beginn mitten durch die Altstadt von Innsbruck in Richtung Bergisel Stadion. Einmal ums Eck gebogen spuckt einen hier die Landeshauptstadt in die vollkommene Dunkelheit. Gleich zu Beginn lässt die Route jedes Trailrunner-Herz höher schlagen, denn die Sill-Schlucht und der darauffolgende Stollenweg stellen lauftechnisch ein kleines unscheinbares Highlight dar.



Der Pfad ist schmal und man darf sich dabei nicht verleiten lassen, das hohe Anfangstempo im Schein der Stirnlampen mitzugehen. Es fühlt sich richtig gut an, wenn erstmal der Anfangsrummel abflaut und man sein eigenes Tempo in der Nacht laufen kann. In Telfes markiert die Labe-Station den ersten langen Anstieg zum Hohen Burgstall und zur Starkenberger Hütte. Bei gut der Hälfte des Anstiegs kommt man in freies Gelände im Schlicker Skigebiet und man kann den weiteren Aufstieg im Mondschein gut erkennen. Des Weiteren kann man anhand der Stirnlampen die eigene Position erahnen. Der Übergang zur Starkenburger Hütte ist teils etwas ausgesetzt, daher nimmt man hier den Tiefblick ins Stubaital nur kurz wahr um nicht vom rechten Pfad ab zukommen. Der erste Downhill hinab nach Neustift wird noch bei Nacht unter die Turnschuhe genommen. Platzierungen spielen hier noch keine große Rolle, da noch eine ordentliche Distanz vor uns liegt. Hier ist oberstes Gebot: „Obacht ge’m, dass d’Bandl hem!“ (nicht umzuknicken). Der folgende Aufstieg, welcher zur Regensburger Hütte führt, ist dieses Jahr eine Prämiere. Diese Streckenerweiterung stellt im Höhenprofil einen weiteren Zacken mit gut 1000 Höhenmetern dar. Die Eckdaten für dieses Rennen mit 70 Kilometer und 6024 Höhenmeter sind schon ein Garant für einen ausgiebigen Ausflug in den Stubaier Bergen.



Nach Erreichen der Regensburger Hütte folgt der letzte Abstieg ins Tal. Dieser wird bei Tageslicht angegangen und man kann schon erahnen, mit wem man sich im letzten Anstieg zur Jochdohle auf 3124m um die Top-10-Platzierung duellieren wird. Nach zehn Annäherungskilometern folgt der große Anstieg vorbei an der Dresdner Hütte hinauf ins Eis des Stubaier Gletschers. Die Stöcke sind hier voll im Einsatz, um wirklich die letzten Körner zu mobilisieren. Die letzten 300 Höhenmeter legt man auf Schnee zurück und hört dabei schon den Sprecher und die Musik im Zielbereich.


Nach 10 Stunden und 42 Minuten auf Platz 10 erreiche ich den Zielbogen hoch oben im Stubaital und bin überglücklich. Man hat sich durchgebissen, die Körner richtig eingeteilt, tolle Leute kennengelernt und eine Menge Eindrücke gesammelt. Das alles macht diesen Tag so besonders und führt wahrscheinlich wieder dazu, dass man nächstes Jahr erneut den Button „verbindlich anmelden“ drückt.


Vielen Dank an die Jungs von denkoutdoor.de! Euer Material war wieder spitze. Speziell die Stirnlampe von LEDLENSER M10 hat mir die Nacht durch treu den Weg ausgeleuchtet.

Dienstag, 25. Juni 2019

Renn-Bericht vom Montafon Totale Trail 2019

ein Bericht von Florian Probst

Mein ursprünglicher Plan für dieses Wochenende war es, die Zugspitze im Laufschritt beim Zugspitz Ultratrail zu umrunden. Als ich aber in Grainau vor der Anmeldung stand und erfuhr, dass der zuvor schon entschärfte Ultratrail aufgrund der schlechten Wetterprognose ganz gestrichen wurde, war ich schon etwas enttäuscht. Verstehen muss man das Orga-Team, welches das Risiko solcher Großveranstaltungen in einem angemessenen Rahmen halten muss, aber in dem Moment ist „Mann“ so einsichtig wie ein Kleinkind das sich Gummibärchen einteilen soll.

fetziger Downhillspaß
Die verkürzte Version kam für mich nicht infrage, daher entschloss ich mich schnurstracks ins Montafon weiter zu fahren! Der Montafon Totale Ultratrail mit neuer Strecke bitzelte mich nämlich schon einzige Zeit und sollte genau am gleichen Tag wie der ZUT stattfinden. 47km und 4300Hm bedeuten wenig flach und viel bergauf. Dabei führt die Strecke über Grate, Wurzelwege und Gipfel in der einzigartigen Berglandschaft des Vorarlbergs. Genau das, was mir ein richtig breites Grinsen ins Gesicht und ordentlich Laktat in die Haxerl pressen wird. Abends noch den Rucksack gepackt, ging es auch schon in den Schlafsack um am nächsten Tag nicht allzu verschlafen aus der Wäsche zu schauen.

Der Startschuss in Schruns fiel mit dem Glockenschlag um 07:00 Uhr und läutete nach einer kurzen, welligen Anfangspassage gleich den ersten langen Anstieg mit 1700 Hm ein. Da mir die ersten Meter im Rennen immer enorm schwer fallen, hatte ich ordentlich zu kämpfen, der Spitzengruppe zu folgen. Aber mit jedem gelaufenen Meter wurde es besser und ich konnte mich bis zum Kreuzjoch ganz gut „akklimatisieren“. Beim Abstieg vom Gipfel in Richtung Skipiste drückte mir dann ein Streckenposten eine Plastiktüte in die Hand und wünschte viel Spaß bei der Abfahrt?! Ein paar Meter weiter begriff ich dann, dass es sich um eine rasante Abfahrt auf dem Hosenboden handelt! Es war eine riesen Gaudi und ging mit ordentlich Tempo über die schneebedeckte Skipiste in Richtung Labestation. Da hatte Michi Reis, der Veranstalter eine gelungene Abwechslung in den Montafon Totale Trail eingebaut! Genug bergablaufen musste man ja trotzdem noch bis Sankt Gallenkirch und das bedeutete gewaltige Bremsarbeit für die Oberschenkel. Der Weg war durchwegs ein Schmankerl und wandte sich über Wurzelteppiche, feste Steine und zahlreiche Serpentinen dem Tal entgegen. Trotz des fetzigen Downhillspaßes musste man darauf achten, dem Downhill-Spaß nicht zu sehr zu verfallen, damit noch Körner für den Aufstieg zur Nova Stoba übrig bleiben. Diesen nutze ich dann allmählich einen Vorsprung zu meinen Verfolgern heraus zu laufen. Die Route wurde auch hier etwas verändert, da der Schnee die ursprüngliche Strecke unpassierbar machte. Aber das Team um den Veranstalter schenkte uns keinen Meter, was ich persönlich sehr schätze:Im Vorfeld wurden über zwei Wochen Kare präpariert, Lawinen abgestochen und Wegabschnitte mit reiner Muskelkraft befestigt, um die Durchführung dieses einzigartigen Rennens zu ermöglichen! Jeder der Teilnehmer konnte sich vor Ort von dieser Leistung der Helfer überzeugen. Bis zum Beginn des letzten Anstiegs konnte ich den Abstand zum Vordermann halten und sogar etwas Zeit gut machen, aber ganz zum Schluss, die letzten 100 Höhenmeter, musste ich abreißen lassen und kam eine halbe Minute später ins Ziel.


Geschafft und glücklich stand ich als Vierter auf der Sonnenterrasse Valisera! In der Altersklasse reichte es für den dritten Platz, was für mich eine Überraschung war! Im Startblock 6 Stunden und 42 Minuten zuvor hätte ich mir so ein Ergebnis nicht gewagt auszumalen. Nach der Belohnung in Form eines frisch gezapften Weißbiers ging es mit der Gondel-Bahn wieder gen Tal und nach Hause!

Bei den Jungs von denk-outdoor.de möchte ich mich an dieser Stelle für das tadellose Equipment bedanken! Denn leichte zuverlässige Faltstöcke beispielsweise, helfen bei den langen Abstiegen nicht alle Reserven zu verschießen. Berglauf sorgen diese für extra Power!

Sportliche Grüße, euer Flo