ein Bericht von Florian Probst
Wie auch im letzten Jahr stand ich zu Beginn der
Saison um halb vier Uhr früh im Startblock mitten in Innsbruck vor dem
Landestheater. Am Abend zuvor wurden beim Streckenbriefing die
notwendigen Streckenänderungen bekannt gegeben, da der ergiebige Winter
seine Spuren hinterließ. Am Beispiel "Seegrube", einer Messtation an der
Nordkette hoch über Innsbruck wurde der Schneehöhenrekord vom
Jahrundert-Winter einige Jahre zuvor weit übertroffen. Dort kam es durch
Wind und folglich Schneeverfrachtung zu einer Schneehöhe von 22 Metern -
unvorstellbar! Aber heute bei der Ultradistanz über 85 km und ca. 3900
Höhenmetern meinte es das Wetter gut mit uns.
Innsbruck Alpine Trail Festival 2019
Mit dem
Startschuss begann auch gleich der heikle Streckenabschnitt, denn nach
einem längeren Anstieg folgten die technischen Trails entlang der
Nordkette hoch über dem Inntal. Bei Insidern ist dieses Gebiet als
Eldorado für Freerider und Mountainbiker bekannt. Es ist Teil eines
gewaltigen Streckennetzes um Innsbruck, welches selbst dem versiertesten
Mountainbiker die Falten aus dem Sack zieht.
Nach dem ersten
Viertel der Strecke, beim ersten Tageslicht war ich mir nicht ganz so
sicher, ob das heute ein erfolgreiches Ende nimmt, da mir
Verdauungsprobleme einen Strich durch die Rechnung machten.
Zwischenzeitlich wurde ich von zahlreichen Mitstreitern überrannt, weil
einfach kein Dampf in den Beinen ankam - aber der Tag war ja noch jung
und das Ziel noch weit entfernt. Bei ungefähr der Hälfte der Strecke
führte unsere Route durch die Sill-Schlucht. Ein echter Geheimtipp für
Trailrunner, Mountainbiker und Wildwasserpaddler direkt unter der Brenner-Autobahn. Maut-
und Vignettenfrei wurschtelt sich ein schmaler wurzliger Wanderweg hinab
nach Innsbruck, wo man direkt unterhalb der Ski-Sprungschanze Bergisel
in die Landeshauptstadt ausgespuckt wird. Ab hier ging es meinem
Bäuchlein wieder besser. An der Labestation Bierstindl wurden die Tanks
nochmal mit Cola, Banane und Riegel gefüllt um in die zweite Hälfte zu
starten. Ein kurzer Abstecher über die Olympiabrücke und dann ging es
auch schon wieder auf die Trails in Richtung Hall in Tirol. Etwas
hügliger führte der Weg durch Wälder in Richtung Osten. Gemeinsam mit
einem Läufer aus Niederösterreich versuchten wir ein konstantes Tempo zu
laufen. Bei der Labe-Station in Hall begannen dann die letzten 15 km,
bei denen ich keine Energie mehr aufbringen konnte irgendwas
rauszuholen. Im letzten Downhill konnte man die Musik und den Moderator
schon hören und kurze Zeit später war es dann auch so weit:
nach 10
Stunden und 6 Minuten überquerte ich die Ziellinie im Zentrum der
Tiroler Landeshauptstadt.
Es war eine echte
Herausforderung in der ersten Hälfte im Rennen zu bleiben, daher bin ich
froh über den 12. Platz in der Gesamtwertung. Es ist schon
beeindruckend, zu welchen Überraschungen unser Körper im Laufe eines
Wettkampfes in der Lage ist!
Jetzt wenn sich dann
der Winter verkrümelt und die Berge wieder frei sind, heißt es
Höhenmeter sammeln für die nächsten Abenteuer!