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Dienstag, 28. Juli 2020

Kletterrucksack im Test - Exped Whiteout 30

ein Testbericht - oder doch eine Homage? - von Johannes

"Oh, der ist aber klein!" Das war das erste was ich dachte, als ich den Exped Whiteout 30 sah. (Und das Zweite war: "Der ist aber weiß!") Er sieht nicht nach einem 30 Liter Rucksack aus. Das liegt an seiner äußerst kompakten Form und dem schlichten Äußeren. Ich glaube auch dass ihn die weiße Farbe kleiner erscheinen lässt.
Wenn du den Kletterrucksack das erste Mal in die Hand nimmst, stellst du fest wie leicht er ist. Also genau das Richtige für so einen Gewichtsfetischisten wie mich ... und perfekt für's Alpine Klettern!


Prinzipiell ist der Whiteout vom schweizer Ausrüstungsspezialiten Exped ja nur ein extrem robuster wasserdichter Sack mit Tragegurten. Das ist ja ganz nett, aber was macht ihn dann zu einem genialen Rucksack? Der Teufel liegt wie immer im Detail: der Sack ist sehr flach geschnitten, sodass der Rucksack und das darin befindliche Gewicht sehr nahe am Rücken anliegt. Dadurch lässt er sich auch noch vollgestopft mit kompletter Kletter- und Biwak-Ausrüstung angenehm tragen. Ja, ich kann's immer noch nicht glauben, aber das geht alles da rein (und zwar inklusive Friends & Keile, Steigeisen & Eispickel sowie Kocher & Schlafsack). Die Schultergurte tragen sich sehr angenehm - selbst für mich, und ich bekomme bei anderen Rucksäcken aufgrund einer "drahtigen Bauweise" oft Druckstellen an den Schlüsselbeinen.


Der Hüftgurt unterstützt beim Tragen, aber natürlich nicht so wie Andere. Ich trage den Hüftgurt übrigens auch beim Klettern. Er sitzt dann oberhalb meines Klettergurts und hält den Rucksack schön nahe am Rücken.


Übrigens: Der Rücken wird beim Zustieg natürlich sehr nass, da dort keinerlei Ventilation stattfindet. Aber das Beste fürs Klettern war schon immer ein zweites trockenes Shirt - bevorzugt aus Merinowolle! Die Jacke kann man super unter den oberen Spanngurt klemmen und bei Bedarf heraus ziehen.


Wenn's dann in die Wand geht (und das Shirt gewechselt wurde) wird aus dem Zustiegsrucksack ein schön kompakter Kletterrucksack, der selbst meiner Freundin genügend Bewegungsfreiheit für den Kopf lässt.
Ich verwende auch oft ein Trinksystem im Rucksack während dem Klettern. Der Schlauch kann nämlich einfach mit dem Rollverschluss mit eingerollt werden und steht so bei geschlossenem Rucksack zur Verfügung.


Im Rucksack gibt es eine RV Innentasche am Rücken für den essentiellen Kleinkram wie Stirnlampe, Feuerzeug und Autoschlüssel und eine große aber flache Außentasche für die Sonnencreme und Verpflegung. Wenns beim Klettern dann windig wird und doch mal eine Jacke aus dem Hauptfach benötigt wird ist das Angenehme am Rollverschluss, dass ein recht hoher Rand stehen bleibt wenn der Rucksack offen ist. Das verhindert, dass die Ausrüstung nicht allzu schnell die Wand herunter fällt wenn darin rum geräumt wird.


Aber eines der besten Eigenschaften ist die unschlagbare Robustheit. Ich habe den Rucksack nun schon durch etliche Kletterrouten in den Alpen gezogen und keinen Gedanken daran verschwendet ob der Rucksack irgendwelchen Felskontakt aushält oder nicht. Er macht alles mit. Er bekommt ein paar Schleif-Spuren, aber keine Beschädigungen. Es gibt einfach nichts an dem Rucksack was kaputt gehen kann. Ich kann mich absolut auf den Rucksack verlassen. Und alles was im Hauptfach drin ist bleibt trocken!


Und nun noch ein paar Gedanken zum simplen Aufbau des Exped Whiteout im Vergleich zu anderen Rucksäcken:
  • Wer braucht denn wirklich ein Helmnetz wenn jeder Kletterhelm einen Kinngurt besitzt mit welchem man ihn befestigen kann?
  • Wer braucht denn wirklich eine Seilhalterung, wenn es viel effizienter ist (weil näher am Körper) das Kletterseil über den Rucksack zu hängen?
  • Wer braucht eine extra Pickelhalterung am Schultergurt wenn Generationen von Bergsteigern ihren Pickel einfach zwischen die Schulterträger geschoben hat?
  • Wer braucht etliche kleine Außentaschen (die alle nur halb voll sind) wenn es ein übersichtliches, helles Hauptfach gibt?
  • Wer braucht ein super belüftetes Rückenteil wenn dadurch die Ausrüstung weiter vom Körper weg hängt und schwerer wird?

Er ist also nicht klein, sondern kompakt!
Er ist nicht voller unnötiger Features, sondern robust!
Er ist nicht schwarz, sondern weiß!



Mittwoch, 25. September 2019

Kletterseile - Know How

Sicherheit steht im Klettersport an erster Stelle. Kletterseile gehören deshalb zur Grundausstattung eines jeden Kletterers. Kletterseile wurden über die Jahre immer weiterentwickelt und werden heutzutage aus Polyamidfasern hergestellt. Fast alle Seile werden in der sogenannten Kern-Mantel-Konstruktion gefertigt, wobei der Kern die Kräfte aufnimmt und der Mantel den Kern vor Verschleiß schützt. Jedes moderne Kletterseil hat eine sogenannte dynamische Seildehnung, dadurch wird beim Sturz durch Verformung Fallenergie vernichtet und der Stürzende langsamer abgebremst.
Statische Seile bieten keine dynamische Dehnung und sind nicht zum Sichern eines Kletterers geeignet, sondern nur zum Haulen von Material, beim Abseilen in der Bergrettung oder beim Canyoning oder beim Slacklinen als Sicherung einer Highline.

Man unterscheidet drei Arten von Kletterseilen:


Einfachseile: das Sportkletterseil

Das Einfachseil ist das am häufigsten eingesetzte Kletterseil. Einfachseile sind optimale Sportkletterseile für Halle und Fels, werden aber auch beim Big-Wall Klettern verwendet. Der große Vorteil dieser Seilart liegt in der einfachen und übersichtlichen Handhabung. Größere Durchmesser machen das Seil robust und langlebig. Robuste Einfachseile mit einem hohen Mantelanteil sind sehr langlebig und für den intensiven Gebrauch bestens geeignet. Kletterer die hauptsächlich im Klettergarten und Kletterhallen unterwegs sind sollten sich ein Einfachseil kaufen. Einfachseile haben einen Durchmessern zwischen 8,6 und 10,5 Millimetern.

Zwillingsseile: leicht und dünn

Für eine maximale Sicherheit werden Zwillingsseile ausschließlich als Doppelstrang verwendet. Nur dann erfüllen sie die Anforderungen an Festigkeit und Dehnung. Dabei werden die beiden Stränge immer gemeinsam in die Sicherung gehängt. Neben dem geringen Packmaß und Gewicht bieten Zwillingsseile eine Redundanz, die vor Totalversagen der Sicherung schützt  (zB. Seilriss durch Steinschlag). Dieser Seiltyp wird auf Mehrseillängenrouten in schwierigem Gelände, sowie beim Mixed- und Eisklettern eingesetzt. Ein weiterer Vorteil des Doppelstranges ist, dass die gesamte Seillänge zum Abseilen zur Verfügung steht. Zwillingsseile kaufen sich Alpinkleterer und Eiskletterer. Zwillingsseile haben meist einen Durchmesser zwischen 7 und 8 Millimetern und ein Gewicht von ca. 40 Gramm pro Meter.

Halbseile: optimierter Seilverlauf

Auch Halbseile werden grundsätzlich im Doppelstrang verwendet. Sie bieten die gleichen Vorteile wie Zwillingsseile, weisen aber durch einen etwas höheren Durchmesser von ca. 7,5 bis 9mm eine höhere Festigkeit auf, wodurch sie im Nachstieg auch einzeln genutzt werden können und so 3er-Seilschaften möglich machen. Außerdem müssen nicht immer beide Stränge gemeinsam eingehängt werden, es reicht wenn die beiden Seilstränge abwechselnd durch die Sicherung laufen. So kann der Seilverlauf optimiert und die Reibung minimiert werden. Diese Vorteil kommt vor allem bei schwierig zu sichernden Routen zu tragen. Halbseile sind die erste Wahl für Kletterer, die viel am Fels und in Mehrseillängen unterwegs sind.

Wichtig: Für die Verwendung von Halbseil und Zwillingsseil ist ein passende Sicherungsgerät notwendig. Dieses muss die Möglichkeit bieten, die Seilstränge separat einzuholen und auszugeben, vor allem wenn zwei Nachsteiger parallel gesichert werden.

Kauftipp

Bei sicherheitsrelevanter Kletterausrüstung vertrauen wir nur starken Marken und verlässlichen Partnern, wie Edelrid, Petzl oder Mammut. Kletterer, die sich ein vielseitiges Kletterseil kaufen wollen, sollten zudem nach Seilen mit mehrfach Zertifizierung schauen.