Schon als es die Adidas Sickline noch gab wollte ich immer mal mitfahren. Leider lag das Rennen immer mitten in der Prüfungsphase (Nachklausuren – juhuu!). Als ich dann fertig mit dem Studium war, gab es den Wettbewerb leider nicht mehr.
Als bekannt wurde, dass das Rennen mit neuen Veranstaltern und neuem Namen wieder geben wird, war für mich klar, dass ich dieses Jahr mitfahren muss. Circa zwei Wochen nach der Anmeldung kam dann die Mitteilung, dass die Oetz Trophy die diesjährige Extremweltmeisterschaft werden wird. Eigentlich sollte die Weltmeisterschaft dieses Jahr in Voss an der Extremsport Veko stattfinden. Da aber aufgrund von Corona kaum jemand nach Norwegen einreisen konnte, wurde das Event auf die Oetz Trophy verlegt. Ich muss gestehen, dass ich nach dieser Nachricht kurz überlegt habe mich wieder von dem Rennen abzumelden. Ich hatte Lust auf ein entspanntes Rennen ohne Druck, bei dem man einfach alle Leute nochmal am Ende der Saison sieht. Aber zum Glück war Aufgeben noch nie meine Stärke.
Eine Woche nach dem Loferrodeo ging es an die Ötz zum Paddeln, Wellerbrücke allday everyday!
Die Wasserstände waren leider nicht mehr so gut wie vor dem Loferrodeo, da hatten wir immer zwischen 1,90 und 2,00. Aber zum Glück kann man die Wellerbrücke auch noch bei niedrigeren Pegeln gut fahren. Wir hatten allerdings schon etwas Angst, dass der Pegel beim Rennen weit unter 1,80 sein würde. Man kann immer noch problemlos alles fahren, aber für mich persönlich macht es einfach bei mehr Wasser mehr Spaß. Am liebsten hätte ich fürs Rennen einen Pegel zwischen 1,90 und 2,00 gehabt. In der Woche direkt vor dem Rennen hat es dann am Dienstag brutal viel geregnet, so dass der Pegel auf 2,50 angestiegen ist. Jetzt war plötzlich bei allen Teilnehmern und auch den Veranstaltern natürlich die Angst da, dass das Rennen abgesagt werden muss wegen zu viel Wasser. Zum Glück war der Regen aber nach einem Tag wieder vorbei, so dass es am Freitag für die Qualifikation einen schönen Pegel von 1,88 und für das Finale am Samstag 185 hatte. Für die Jahreszeit und die Temperaturen hatten wir echt Glück mit dem Pegel. Nächstes Jahr wird die Oetz Trophy aber vermutlich schon im September stattfinden, da hier die Wasserstände stabiler sind.
Championskiller - Foto: Kristof Stursa
Rennen
FREITAG Am Freitag, den 8.10 ging es los mit dem Racebriefing morgens um 9. Halt stopp, eigentlich hat der Tag um 7 Uhr mit der letzten Trainingseinheit begonnen. Noch mal kurz dreimal Minus One und Championskiller fahren um in den Flow zu kommen und sich auf den aktuellen Wasserstand einzustimmen. Ein weiter Vorteil dieser frühen Einheit:Danach ist man richtig schön wach und kann sich gemütlich mit einem Kaffee und seinem Frühstück ins Racebriefing setzen. Insgesamt haben bei der ersten Oetz Trophy 148 Männer und 28 Frauen teilgenommen.
Die Qualifikation startete um 11 mit den Herren, weswegen wir Mädels noch bis 14:00 auf unseren ersten Lauf warten mussten. Bei den ersten Läufen gab es leider ein paar technische Probleme bei der Zeitübertragung an die Anzeigetafel. Um die Qualifikationsläufe trotzdem wie geplant am Freitag durchziehen zu können wurde kurzerhand beschlossen, dass alle 148 Männer einen zweiten Qualifikationslauf bekommen. Ursprünglich war geplant, dass nur die 100 besten Männer die Chance erhalten sich in einem zweiten Qualifikationslauf noch einmal zu verbessern. Für uns Mädls hat sich nicht viel geändert, da wir alle planmäßig zwei Qualifikationsläufe absolvieren sollten.
Um kurz nach zwei ging‘s dann endlich los. Durch die lange Wartezeit ist man schon etwas nervös geworden. Zum Glück war die Nervosität sofort mit dem ersten Paddelschlag wie weggeblasen und ich hab mich nur auf die Linie fokussiert: Tunnelmode on! Und ja das jetzt hat sich gezeigt, dass sich das frühe Aufstehen durchaus gelohnt hat: Sowohl Minus One als auch Championskiller richtig gut erwischt und danach ab in den linken Kanal und beißen. Hier hab ich auch direkt gemerkt, was ich für nächstes Jahr anders machen muss: Die Qualistrecke auch mal im Racemode fahren! Beim Training bin ich schon hin und wieder den Teil auf der Slalomstrecke gefahren, aber immer nur um die Linien zu verinnerlichen. Dabei hab ich mir jedesmal gedacht: Ach so lang ist die ja gar nicht, da beißt man kurz die Zähne zam, kein Problem. Wenn man die Strecke dann aber mal wirklich Vollgas fährt nimmt sie plötzlich kein Ende mehr! Aber gut, wieder was gelernt.
Zum Glück waren bis wir Mädls gestartet sind die technischen Probleme schon behoben, und ich wusste, dass ich mit einer Zeit von ca. 70 Sekunden mich schon ziemlich sicher für die Finalläufe am Samstag qualifiziert habe. Ich habe dann kurz überlegt, den zweiten Qualilauf einfach ganz entspannt angehen zu lassen. Aber erstens wird man von der Stimmung und den Zuschauern so gepushed, dass man einfach direkt im Racemode ist und zweitens war es auch ein gutes mentales Training. Meine Linie im zweiten Lauf war nicht ganz so schön wie im ersten, und die Zeit war auch minimal langsamer, aber ich war trotzdem happy mit mir.
Durch die technischen Probleme vom Beginn des Rennens wurde das Racebriefing für den Finaltag von Freitag Abend auf Samstag Morgen um 8 verschoben.
Quali - Fotos: Jakub Sedivy
SAMSTAG Am Samstag früh ging es dann erstmals um 8 mit dem Briefing los. Dadurch, dass am Vortag nicht alles wie geplant gelaufen ist, wurden auch die Finalläuf für Samstag angepasst.
Ursprünglich war vorgesehen, dass die besten 50 Männer und die besten 15 Frauen am Samstag starten dürfen. Es hätten jeweils drei Finalläufe stattfinden sollen. Im ersten wäre es nach der Zeit gegangen. Hier wäre bei den Frauen dann von 15 auf 10 Starterinnen reduziert geworden. Der Zweite Lauf wäre ein Head-to-Head Lauf gewesen. Hier wäre die schnellste gegen die langsamste aus dem ersten Finallauf gestartet, die Gewinnerin wäre darauf hin ins Finale eingezogen. Der Finallauf wäre dann wieder ein Zeitlauf gewesen, bei dem die schnellste der fünf verbliebenen Damen gewonnen hätte. (Bei den Männer wäre es analog abgelaufen).
Um aber Fehler bei der Zeitübertragung zu vermeiden wurde der Head-to-Head Lauf bei den Damen und Herren gestrichen. Außerdem durften bei den Herren die besten 100 (statt 50) in das Halbfinale einziehen.
Nach den Renninformationen gab es dann endlich die Zeiten aus der Qualifikation. Natürlich war hier für einige die Enttäuschung groß, vor allem da ihnen durch das frühe Briefing die Loosers-Party genommen wurde. Für mich gab es aber erfreuliche Nachrichten, da sich die Vermutung vom Vortag bestätigt hat und ich tatsächlich die Qualifikation bei den Damen gewonnen hatte.
Nach dem Briefing gab's noch zwei schnelle Trainingslaps auf der Rennstrecke. Der Wasserstand hat sich im Vergleich zum Vortag zum Glück nur minimal verändert. Unsere Befürchtungen, dass wir beim Rennen zu wenig Wasser haben, hat sich also nicht bewahrheitet.
Um 11 ging das Rennen dann mit dem Halbfinale der Herren los. Die Startreihenfolge wurde durch die Zeiten in der Qualifikation festgelegt. Platz 100 aus der Qualifikation durfte also das Halbfinale eröffnen. Um ca. 14:00 war der letzte Lauf der Herren und dann ging endlich das Semifinale für die Damen los. Auch hier hat sich die Startreihenfolge an die Zeiten der Vorläufe gerichtet. Nachdem ich die Qualifikation ja gewonnen hatte, musste ich also als aller Letzte starten. Das lange Warten auf den Lauf hat der Nervosität nicht unbedingt gut getan. Da hab ich gemerkt, dass ich einfach noch zu wenig Rennerfahrung besitze. Zum Glück war es auch hier wieder so, dass der Druck und die Nervosität in den Hintergrund getreten sind, als ich von der Startrampe gerutscht bin. Mit meinem Halbfinal Lauf war ich ehrlich gesagt nicht so zufrieden. Die Linie durch den TNT war nicht optimal und nach dem Championskiller bin ich rechts um den Stein gefahren, was etwas langsamer ist als die linke Linie. Ich weiß noch, dass ich mir beim Paddeln über die Ziellinie nur gedacht hab: Bitte lass es für Top 5 gereicht haben, ich will nochmal zeigen, dass ich's drauf hab. Eine Minute später kam dann auch schon die Lena an und hat gemeint: Laura du hattest die schönste Linie von allen und warst glaub ich auch am schnellsten. Ich konnte das tatsächlich im ersten Moment nicht glauben, aber eine halbe Stunde nach dem Halbfinale waren dann die Ergebnisse da und tatsächlich: Ich hatte das Halbfinale gewonnen!
Das Finale startete dann um 16:00 mit den 30 schnellsten Herren. Für die Startreihenfolge wurden hier die Zeiten aus dem Semifinale herangezogen. Danach kamen wir Mädls erst wieder dran. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mir die Wartezeit verkürzt haben mich abgelenkt, beruhigt und warmgehalten haben. Ohne euch wäre ich vermutlich durchgedreht.
Also wieder als Letzte auf die Startrampe, tief durchatmen, versuchen das Rennen auszublenden und sich einfach nur auf einen ganz normalen Wellerbrückenlap konzentrieren. Danke an dieser Stelle besonders an Michi Sommerauer, der mir nach dem Halbfinale ganau das eingebläut hat: Nicht versuchen Vollgas zu racen, einfach schön und zügig fahren. Genau das hab ich gemacht. Im TNT war ich etwas weit rechts, was aber ein sehr schönes Lineup für Minus One und Championskiller war. Nachdem Championskiller bin ich Richtung linken Kanal rausgeschossen und ich war schon überglücklich mit meiner Linie. Und dann kam nochmal eine Schrecksekunde: Ich bin mit meinem linken Paddelblatt an der Wand hängengeblieben und hab mein Paddel nur noch mit einer Hand gehabt. Zum Glück hab ich es geschafft es gleich wieder zu greifen und weiter zu paddeln. Und dann wird man eben doch belohnt, wenn man als letzter startet. Das lange Bangen bleibt einem erspart. Kurz nachdem ich über die Ziellinie gefahren bin hab, ich auch schon meine Zeit über die Lautsprecher gehört und erfahren, dass ich wirklich gewonnen habe.
Danach war gerade noch kurz Zeit sich von allen einmal beglückwünschen und umarmen zu lassen, ein schnelles Bier zu trinken und dann ging's auch schon mit der Siegerehrung los. An dieser Stelle auch nochmal herzlichen Glückwunsch an Maike Möst für den zweiten Platz und an Martina Wegmann für den dritten Platz! Für die Riesen-Kuhglocke habe ich bisher noch keinen geeigneten Platz gefunden. Angeblich ist es aber ja eh ein Wanderpokal, wobei mir bisher noch niemand persönlich gesagt hat, dass ich sie nächstes Jahr wieder abgeben muss :).
Das wirklich Tolle war hier, dass es bei der Oetz Trophy für Männer und Frauen das gleiche Preisgeld gab. Vielen Dank an die Organisatoren des Rennens: Ihr habt einen super Job gemacht und ich werde mit Sicherheit nicht das letzte Mal mitgefahren sein!
Am Abend gab es dann noch das Athlete Dinner (das eigentlich auch schon am Freitag Abend hätte stattfinden sollen) für alle Finalisten im Ötzer Wirt. Im Anschluss wurde hier natürlich auch noch etwas gefeiert, natürlich unter Einhaltung sämtlicher Corona Regeln.