Dienstag, 19. März 2019

Mehrtagestouren außerhalb meiner Vorstellungskraft

!!Achtung diese Reisereportage enthält Produktplatzierungen!!
ein Beitrag von Daniel Riedmüller

Die Idee und die Vorbereitungen

Während ich letzten Sommer an meiner Abschlussarbeit geschrieben hatte, war der Gedanke anschließend mal wider auf einer längeren Reise mit dem Kajak den Kopf frei zu bekommen, sehr verlockend. Schnell war ich mit diesen Gedanken in einer WhatsApp-Gruppe, welche einen Trip nach Mexiko plante, gelandet. So schrieb ich also fleißig an meiner Abschlussarbeit während in der WhatsApp-Gruppe immer wider neue Planungen geteilt wurden, neue Leute hinzugefügt wurden und andere aus zeitlichen Gründen abgesagt haben und den übrig gebliebenen ne geile Zeit gewünscht haben. Doch eine Verabschiedung ließ mich neugierig werden.


Nachdem mein Heißhunger auf Wasserfälle noch weitestgehend vom vorherigen Winter in Chile gesättigt war, reizte mich eine Reise nach Nepal so sehr dass ich wenige Tage später mal bei Daniel nachgefragt habe ob in der Gruppe für Nepal denn noch Platz wäre und welche Flüsse sie dort befahren wollten.
Das Ziel in Nepal ist die Befahrung des Thuli Bheri und des Humla Karnali. Beide zählen zu den anspruchsvollsten Klassikern im Flussführer. Nach einer kleinen Recherche und dem ein oder anderen YouTube Video war ich Feuer und Flamme für die Unternehmung auch wenn ich bis dorthin noch nie eine Mehrtagestour dieser Art gemacht hatte. Und so wurden keine zwei Wochen nach der vorsichtigen Nachfrage, ob es überhaupt klappen könnte die Flüge für Ende Oktober gebucht und jede weitere Planung meinerseits auf die Zeit nach Beendigung meiner Abschlussarbeit verschoben. Anfang Oktober realisierte ich das Erste mal das volle Ausmaß unserer Pläne. Der ThuliBheri wird im Flussführer, auf dem von uns geplante Abschnitt, mit 114km Wildwasser IV und bis zu 7 Tagen beschrieben. Für den HumlaKarnali schaut es da nochmal beeindruckender aus: Wildwasser V- über 14 Tage auf 385km. Da alles was wir für die Zeit an den Flüssen und für jegliche Eventualitäten benötigen in die Boote passen muss, bin ich doch sehr froh von meinem sonst so geliebten Prijon Curve auf den für meine Gewohnheiten sehr großen Royal Flush von Spade Kayaks umgestiegen zu sein. Nach kleiner Modifikation am Süllrand zur komfortableren Beladung passen in das Heck vier °hf PUR Trockensäcke (2x20l +2x12l). So muss also alles was ich für die Zeit mitnehme in diesen Packsäcken Platz finden oder am Körper getragen werden. Apropos am Körper tragen. Bis zuletzt war ich überzeugter Verwender einer einfachen Trockenjacke in Kombination mit einer Neoprenhose. Nach einer kurzen Recherche zu den nächtlichen Temperaturen und in Anbetracht der Länge der Touren habe ich mich aber doch noch zu einem Kauf eines Trockenanzuges (NRS Crux Drysuit) entschieden. Zur Isolation unter dem Trockenanzug setze ich auf eine Kombination aus Merinofunktionsbekleidung bestehent aus: Bergans Fjellrapp Langarmshirt, Bergans Fjellrapp 3/4 Tights und Ortovox Merino Skisocken. Damit ist die Frage für Skiunterwäsche der anstehenden Saison auch schon geklärt. Die vorhandene Schwimmweste (Astral Greenjacket) wird noch mit dem NRS Pilot Knife aufgerüstet und die °hf DrySkirt Spritzdecke in der Chili Sonderedition passt mit Ihrem leuchtenden Rot perfekt zu dem roten Boot und rundet somit das Outfit ab.
So geht es also am 30. Oktober von Zürich über Amsterdam und AbuDabi nach Kathmandu. Leider hat es keines unserer Gepäckstücke und Boote mit uns nach Kathmandu geschafft. So eine Flugreise mit Kajak ist eben immer wieder für die gleichen Überraschungen gut. Glücklicherweise konnten wir schon einen Tag später unser gesamtes Gepäck mit Booten in Empfang nehmen ohne, dass unsere ohnehin schon knappe Zeitplanung all zu sehr strapaziert wurde.


Die Zeit in Kathmandu wurde für Organisatorisches genutzt. Essen für die beiden Trips einkaufen, die Flüge zu den Einstiegen bezahlen, die weiteren Gruppenmitglieder, natürlich Katmandu selbst und die nepalesische Küche kennen zu lernen.

Markt in Kathmandu

Am 2. November haben wir uns dann Abends auf die Busfahrt nach Nepalgunj begeben, und somit lernen wir das erste mal die nepalesischen Straßenverhältnisse außerhalb von Kathmandu kennen. Für die knapp 500km waren wir rund 17 Stunden über schaukelnde Straßen unterwegs. In Nepalgunj angekommen konnten wir am Flughafen direkt unsere Boote für den am Folgetag geplanten Flug abgeben. Der restliche Tag wurde von allen für letzte Vorbereitungen genutzt:
Das Essen wurde portioniert und aufgeteilt, die Satelitengeräte für Notfälle so wie die Anzahl der Split-Paddel (Kober-Reserve) in den Gruppen wurden nochmals gecheckt.

Am 4. November ging es dann voller Vorfreude an den Flughafen. Doch als wir in der Abflughalle angekommen sind teilte uns ein Mitarbeiter des Flughafen mit, dass der Flieger, welcher vor uns mit unseren Booten losgeflogen ist auf Grund eines Schneesturms umkehren musste und auch wir an diesem Tag nicht nach Dolpa/Juphal fliegen können. So wurde die Hoffnungen in den nächsten Tag gesetzt und die Zeit mit Kartenspielen, Daalbad essen, Billard, Tee und Bier trinken und einem abendlichen Kinobesuch überbrückt.

ThuliBheri


Der nächste Morgen sollte erfolgsversprechender sein und so flogen wir mit einer kleinen Propellermaschine ca. 30min bis nach Dolpa/Juphal, wo unsere Boote wie geplant schon auf uns warteten. Und ja die Berge rundherum hatten vom vorherigen Tag alle sichtbar Neuschnee abbekommen.

Flughafen Dolpa/Juphal
Die Boote wurden für uns mit einem kleinen Truck an den Einstieg gefahren, wo wir uns nach einem stärkenden Daalbad und einem Fußmarsch, das erste mal unsere Paddelklamotten angezogen haben. Als dann beim Beladen der Boote alles in den Packsäcken untergekommen war konnte es endlich losgehen.

Einstieg
Die ersten Kilometer waren Perfekt um mit dem schwer beladenen Boot vertraut zu werden, bevor wir uns noch vor den ersten Schwierigkeiten für das erste Camp an einem Sandstrand entschieden haben. Dort musste wir uns erst ein mal orientieren. Wir hatten ja schließlich alles dabei. Aber in welchem Packsack war denn nochmal was, wie bauen wir das Tarp denn am besten auf und warum ist jetzt schon alles voller Sand. Diese Frage mit dem Sand stellte ich mir die ersten Abende immer wieder :-)

Camp 3
Wobei wir mit dem Tarp schon am zweiten Abend ein ideales Setup für unsere Fünfergruppe gefunden haben. Das mit dem Sand hat da schon etwas länger gedauert und da ich mir eh nie merken konnte was ich morgens in welchem Packsack verstaut habe wurde einfach jeden Abend alles erneut vom Sand befreit. So war der Ablauf der nächsten Tage immer der gleiche. Frühstücken, Wasser für den Tag filtern (mit dem MSR Sweetwater Microfilter), Boote beladen, Kajak fahren und ab 16Uhr nach dem perfekten Strand zum Übernachten Ausschau halten. Sobald dieser gefunden war, wurde das Tarp aufgebaut und Feuerholz gesucht um das Abendessen zu kochen. Gekocht wurde immer über dem Feuer (in den MSR Edelstahl Topfset Alpine 4 Pot Set). Zum Frühstück gab es Porridge mit einer Mischung aus Nüssen und zum Abendessen gab es Reis mit roten Linsen. Um zumindest ein bisschen Abwechslung in das Essen zu bekommen gab es für die Linsen vier unterschiedliche Gewürzmischungen. Wildwasser-technisch lieferte der Bach nach unserer ersten Nacht auch direkt. Der „GoldenCanyon“ hatte traumhafte Hüpfer, beeindruckend schöne Steilwänden sowie technisch anspruchsvolles Wildwasser zu bieten.

Stufe im GoldenCanyon
Am dritten Tag öffnete sich der „GoldenCanyon“ für uns und die Sonne erreichte wieder öfters das Flussbett während das Wildwasser stetig anspruchsvoll blieb. Immer wieder heißt es Aussteigen, Besichtigen und Entscheiden, ob man sich der Stelle mit dem voll beladenen Boot gewachsen sieht. Doch selbst das Umtragen der Stellen mit dem voll beladenen Boot verlangt einem alles ab.


Tag vier startet mit einfachen und weitläufigen Kiesbankschwällen bevor wir unsere Boote wieder Verlassen müssen. Im Flüssführer sind die folgenden Kilometer mit WW 5-6 beschrieben. Diese wurden bei niedrigeren Wasserständen schon befahren. Da wir aber eher einen hohen Wasserstand haben, entscheiden wir uns dafür unsere Boote auf den  Anhänger eines Traktors zu verladen und nach diesem Abschnitt wieder einzusteigen. Beim Blick in den Bach von dem hoch über dem Wasser verlaufenden Weg, wird dies auch von allen als gute Entscheidung gesehen. Und so geht es nach einem scharfen Ingwertee wieder auf herrlichem Wildwasser weiter, wobei wir uns nach und nach immer besser gegenseitig einschätzen können, so dass es öfters auch ausreicht, wenn nur einer aussteigt und den anderen die Linie ansagt. Tag fünf startet mit einem technisch anspruchsvollen Katarakt, gefolgt von zahlreichen Abschnitten welche über mehrere 100 Meter kontinuierlich hohe Schwierigkeiten aufweisen. Diese waren besonders aufwändig zu besichtigen, brachten aber ebenso großen Fahrspaß.


So dass wir an diesem Abend unser Camp nach über 20km feinstem Wildwasser ca. 10km vor der Mündung des SaniBheri aufgeschlagen haben. Ab dieser Mündung hat der Fluss nochmal erheblich an Wasser dazugewonnen wobei sich die Schwierigkeiten auf genussvolle WW III- Kiesbankschwällen reduzierten.


Somit war es ein leichtes mit der erhöhten Fließgeschwindigkeit die schon große Strecke vom Vortag mehr als zu verdoppeln, so dass für den letzten Paddeltag auf dem ThuliBheri bis zu unserer Ausstiegsstelle an einer Brücke bei Devsthal lediglich knappe 20km verblieben.

Ausstiegsstelle
In Devsthal angekommen, wurde die gesamte Ausrüstung erst einmal getrocknet bevor wir und zu Fuß in Richtung „Busterminal“ aufmachten, um zurück nach Nepalgunj zu fahren, von wo aus schon wenige Tage später der Flug nach Simikot, dem Ausgangspunkt unseres zweiten Trips, startete.

Boote Tragen